Millionen demonstrieren am 1. Mai in der Karibik und Lateinamerika

Massive Kundgebung "für den Aufbau des Sozialismus" in Havanna. Kämpferische Demo in Caracas. Hunderttausende auch in anderen Staaten

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Fronttransparent bei der Demonstration zum 1. Mai in Havanna
Fronttransparent bei der Demonstration zum 1. Mai in Havanna

Havanna. In den Ländern Lateinamerikas und der Karibik haben am gestrigen 1. Mai, dem Internationalen Tag der Arbeit, Millionen Menschen für eine gerechtere Gesellschaftsordnung demonstriert. Anders als in Europa stand in den Staaten der Region auch der Kampf gegen den Imperialismus und damit einhergehend die Kritik an der interventionistischen Politik der USA im Zentrum. Zahlreiche Teilnehmer der 1.-Mai-Demonstrationen forderten zudem eine stärkere Kontrolle transnationaler Konzerne, denen in Lateinamerika und der Karibik immer wieder Verstöße gegen Menschenrechte nachgewiesen werden.

Besonderes mediales Interesse richtete sich auf die traditionelle Kundgebung auf dem Platz der Revolution in der kubanischen Hauptstadt Havanna. Unter dem Motto "Vereint im Aufbau des Sozialismus" nahmen über eine Million Kubaner an den Feierlichkeiten zum Tag der Arbeit teil. Trotz zeitweise strömenden Regens herrschte auf dem Platz der Revolution gute Stimmung. Der Demonstrationszug der Hauptstadt wurde von den "Cuban Five" angeführt, fünf kubanischen Aktivisten, die jahrelang in den USA inhaftiert waren, weil sie gewaltbereite, antikubanische Gruppen ausspioniert hatten.

Venezuelas Präsident Nicolás Maduro erschien in diesem Jahr neben seinem kubanischen Amtskollegen Raúl Castro als Gast auf der Ehrentribüne. Kubas Erster Vizepräsident Miguel Díaz-Canel nahm indes an der Demonstration in Santiago de Cuba teil, wo über 320.000 Menschen versammelt waren. Auch in anderen Provinzen des Landes waren mehrere hunderttausend Menschen auf der Straße.


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In der venezolanischen Hauptstadt Caracas endete der große Marsch der Gewerkschaften und organisierten Kleinbauern am Plaza O´Leary, unweit des Präsidentenpalastes Miraflores, in einer Abschlusskundgebung. Hier stieß Präsident Nicolás Maduro dazu, nachdem er aus Havanna zurückkehrte.

Maduro hob in seiner Ansprache hervor, dass sich der gewerkschaftliche Organisationsgrad der Arbeiterschaft seit Beginn der bolivarischen Regierung vervielfacht habe. Gewerkschaften, Arbeiterräte und Milizen hätten auch die Fähigkeit der Arbeiter und Arbeiterinnen zur Verteidigung ihrer Interessen gestärkt. "Nun müssen wir unsere ganze Kraft, unsere Intelligenz und Organisierung darauf konzentrieren, die Schlacht gegen den ökonomischen Krieg der Kapitalisten zu gewinnen", so Maduro. Es komme die Zeit, da die Arbeiterschaft die Wirtschaft des Landes lenken werde. Der Präsident kündigte zudem eine Anhebung des Mindestlohnes, der Pensionen sowie der Bezüge der Angestellten der öffentlichen Verwaltung und der Militärangehörigen um 30 Prozent an.

Der diesjährige 1. Mai in Venezuela stand im Zeichen der schweren wirtschaftlichen Krise. Das Land muss einen massiven Preisverfall für sein hauptsächliches Exportprodukt, das Erdöl, verkraften. Die linksgerichtete Regierung argwöhnt wirtschaftliche Sabotage durch Kreise der Oligarchie und Privatunternehmerschaft und konnte diese These durch Funde versteckter Verbrauchsgüter und Ermittlungsergebnisse über Währungsmanipulationen untermauern.

In Buenos Aires forderte Argentiniens Präsidentin Cristina Fernández "das bisher Erreichte zu verteidigen" und die Anstrengungen für eine Verbesserung der wirtschaftlichen Situation der Menschen zu verstärken. "Solange es noch Personen ohne Arbeit und würdigen Lohn gibt, ist das Ziel unseres Modells des wirtschaftlichen Wachstums mit sozialer Inklusion nicht erreicht."

In der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá kam es zu schweren Zusammenstößen zwischen mehreren hundert Demonstranten und der Polizei. Die Demonstrationen zum Internationalen Tag der Arbeit fanden zeitgleich zu einem landesweiten Streik der Lehrer in dem südamerikanischen Land statt. Die Demonstrationen wurden am Nachmittag nach Berichten lokaler Medien und internationaler Nachrichtenagenturen von Sondereinheiten der Polizei zur Aufstandsbekämpfung mit Tränengas und Blendgranaten angegriffen. Die Demonstranten wehrten sich mit Steinen.

Auch in Mexiko gingen die Bürgerinnen und Bürger landesweit auf die Straße, um für bessere Arbeitsbedingungen und gerechtere Entlohnung zu protestieren. Allein in Mexiko-Stadt kamen tausende Demonstranten zusammen. Unter ihnen vor allem Gewerkschaftler, Mitglieder der Kommunistischen Partei Mexiko (PCM) und Studenten. Es schlossen sich aber auch Sexarbeiterinnen und Mitglieder der Volksgruppe der Yaquis den Demonstrationen an. 

Auch Vertreter von unabhängigen Gewerkschaften, Studenten und soziale Bewegungen demonstrierten unter dem Motto "Kein isolierter Kampf mehr!" An der Spitze des Zuges in Mexiko-Stadt marschierten Eltern der seit September 2014 verschwundene Lehramtsstudenten aus Ayotzinapa. Sie wurden von Tagelöhnern, den "Jornaleros", aus San Quintín im Bundesstaat Baja California begleitet.  Nach offiziellen Angaben ist die Demonstration friedlich gelaufen.