Veränderungsprozess in Lateinamerika fördert Frauenrechte

Mehr weibliche Repräsentation in Politik und Gesellschaft. Ökonomische Abhängigkeit und unbezahlte Arbeit nach wie vor weit verbreitet

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Die Kommunalen Räte in Venezuela werden mehrheitlich von Frauen organisiert
Die Kommunalen Räte in Venezuela werden mehrheitlich von Frauen organisiert

New York. In Bolivien, Ecuador, Nicaragua, Venezuela und Kuba sind bemerkenswerte Fortschritte hinsichtlich der Partizipation und der Rechte der Frauen erreicht worden. Durch die gesellschaftlichen Veränderungsprozesse ist die Ausübung politischer Ämter durch Frauen stetig gewachsen. Auch hat sich der Zugang zu Gesundheitsversorgung und Bildung für Frauen stark verbessert. Dies geht aus internationalen Statistiken und Berichten von Vertreterinnen dieser Länder hervor, die beim 59. Treffen der Kommission für den Status von Frauen der Vereinten Nationen in dieser Woche vorgelegt wurden. Damit ist 20 Jahre nach der vierten Weltfrauenkonferenz in Beijing eine Bilanz gezogen worden, inwieweit die dort gesteckten Ziele erreicht worden sind.

Die jahrhundertelang ausgeübte Herrschaft der patriarchalen Gesellschaft habe eine schwere Bürde an Vorurteilen und Diskriminierungen angehäuft, die in Jahren oder Jahrzehnten nur schwer zu überwinden sei, betonte die Generalsekretärin der Föderation kubanischer Frauen, Teresa Amarelle. Politischer Wille sei erforderlich, um die Geschlechtergleichheit zu erreichen. Worte allein reichten hier nicht aus, es müssten Taten folgen, so Amarelle.

In den oben genannten Ländern sind zum Teil mehr als 50 Prozent der Ämter in nationalen Institutionen an Frauen vergeben, wie beispielsweise im venezolanischen Gerichtshof, der sich zu 53 Prozent aus Frauen zusammensetzt. In den nationalen Ministerien in Nicaragua sind bis zu 57 Prozent Frauen und das kubanische Parlament besteht zu 49 Prozent aus weiblichen Abgeordneten. Die jeweiligen Regierungen versuchen auch auf diese Weise das Gerechtigkeitsproblem zwischen Männern und Frauen anzugehen.

In Nicaragua werden 40 Prozent aller Gemeinden von Bürgermeisterinnen regiert, wo die direkte Beteiligung der Bevölkerung relativ hoch ist und Entscheidungen des Gemeinderates häufig unmittelbar Wirkung entfalten. In den restlichen von Männern regierten Gemeinden besetzt jeweils eine Frau das Amt der Vizebürgermeisterin. Diese enorme weibliche Repräsentation ist auf eine gesetzliche Frauenquote zurückzuführen, die vorschreibt, 50 Prozent aller öffentlicher Ämter mit Frauen zu besetzen. In Venezuela werden 54 Prozent der basisdemokratischen Kommunalen Räte von Frauen geleitet.

In den besagten Ländern sind auf institutioneller Ebene die Bestrebungen groß, eine ausgeglichene Repräsentation sowohl durch Männer als auch durch Frauen zu fördern. Die Umsetzung jener Regelungen und die öffentliche Debatte mit Frauen über Frauen können deren Position in der Gesellschaft generell stärken und zeigen eine allgemeine Anerkennung des Geschlechterproblems.

Vor allem die ökonomische Abhängigkeit von Frauen ist jedoch immer noch erheblich und die Arbeitsteilung ist weitestgehend traditionell verteilt. So arbeiten in Ecuador beispielsweise Frauen im Schnitt 58 Stunden pro Woche. Diese setzen sich aus 19 Stunden bezahlter und 39 Stunden unentgeltlicher Arbeit wie Haushalt und Pflege zusammen. Ecuadorianische Männer hingegen verrichten insgesamt durchschnittlich weniger Arbeit (49 Stunden pro Woche) und bekommen 40 Stunden bezahlt. Auch in Nicaragua gehen deutlich weniger Frauen bezahlter Arbeit nach im Vergleich zu Männern.

Eine Besonderheit stellt der hohe Anteil der kubanischen Frauen im wissenschaftlichen Bereich dar: sie haben 53 Prozent der Posten in der Leitung und Forschung sowie als Technikerinnen und bei den Dienstleistungen inne. Insgesamt habe die Frauenarbeitslosigkeit im Jahr der Bejing-Konferenz noch 13 Prozent betragen, im Jahr 2013 habe sie bei unter 3,5 Prozent gelegen.

Die Herausforderung bestehe nach wie vor, "weiter zu arbeiten an der Veränderung der Mentalität der Männer und Frauen hinsichtlich der Rollen in der Gesellschaft, um die ererbten geschlechtsspezifischen Stereotypen zu brechen", betonte die Generalsekretärin der Föderation kubanischer Frauen abschließend in ihrem Redebeitrag.