Erneutes Polizei-Massaker in Brasilien?

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Bewohner protestieren nach dem Massaker
Bewohner protestieren nach dem Massaker

Salvador da Bahia. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat eine Kampagne gestartet, in der sie die Aufklärung eines Polizeieinsatzes in Salvador da Bahia fordert, bei dem Anfang Februar zwölf junge Männer starben. Fünf weitere Personen wurden verletzt, darunter ein Polizist.

Laut Aussage der Polizei hatten die Männer versucht, im Stadtteil Cabula der nordöstlichen Küstenmetropole eine Bank zu überfallen und seien nach einem Schusswechsel getötet worden. Rui Costa, Gouverneur des Bundesstaates, erklärte, es gebe keine Anzeichen, dass die Beamten außerhalb des Gesetzes gehandelt hätten. Anwohner des Stadtteils bestreiten die Aussagen der Polizei und sprachen von einem "geplanten Massaker". Die Opfer hätten sich ergeben und seien unbewaffnet gewesen. "Die Polizei hat direkt geschossen, einige von ihnen festgenommen, verprügelt und danach erschossen", erklärte ein Zeuge, der unerkannt bleiben wollte. Laut Presseinformation wiesen einige der Leichen zudem Spuren von Folter auf.

Die Rondesp, eine Spezialeinheit der Militärpolizei, stand bereits in der Vergangenheit wegen gewaltsamen Entführungen und Morden in der Kritik. Zwei Wochen vor den jüngsten Ereignissen tötete die Einheit im gleichen Stadtteil zwei Jugendliche.

Die Anwohner von Cabula, einem der sozial schwächsten Bezirke der Millionenstadt, berichten, dass es regelmäßig zu Übergriffen durch Polizisten komme und diese vor allem schwarze Brasilianer treffen. Auch im jüngsten Fall waren alle Opfer schwarz. Zudem sagten die Bewohner aus, dass sie sich nach dem Vorfall und der enormen Polizeipräsenz im Stadtteil bedroht fühlten. Mitglieder der Organisation "Reagier oder du bist tot", die seit Jahren rassistische Polizeigewalt anprangert, berichten von massiven Einschüchterungen seitens der Polizei.

Im ganzen Land sterben immer wieder junge, schwarze Brasilianer bei Polizeieinsätzen. Erst im November tötete die Polizei neun Männer bei einer Rachetat in der nordbrasilianischen Stadt Belém. Afrobrasilianische Aktivisten sprechen von einem "Genozid der schwarzen Bevölkerung".