Rezension: Ma Ê Dami Xina – Ein Film von Zezinho Yube

201510996_2.jpg

Augustinho Muru und Tadeu Siã im Film Ma Ê Dami Xina
Augustinho Muru und Tadeu Siã im Film Ma Ê Dami Xina

Die Dokumentation Ma Ê Dami Xina - Já me transformei em imagem aus dem Jahr 2008 erzählt die Geschichte der Hunikui, einem indigenen Volk in Brasilien. Gestützt auf alte Film- und Fotoaufnahmen berichten die Protagonisten von der Zeit vor dem ersten Kontakt der Indigenen mit den Kolonisatoren, der folgenden brutalen Unterdrückung und Versklavung und der Rückgewinnung ihrer Freiheit und Territorien in den vergangenen Jahrzehnten. Die Erzähler teilen die Geschichte ihres Volkes dabei in fünf Zeitabschnitte ein und schildern eindrucksvoll den Wandel ihrer Lebensweisen unter den verschiedenen Bedingungen.

Die Zeit vor der Kolonialisierung beschreiben die Hunikui als Zeit des harmonischen und friedlichen Zusammenlebens von Familienverbänden. Doch die Ankunft der "weißen Männer" lässt diese Zeit abrupt enden und führt zur Zerstörung der familiären Bande und zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen unterschiedlichen indigenen Gruppierungen in der Region. Neben den gewalttätigen Konflikten leiden die Indigenen unter den Krankheiten der europäischen Kolonisatoren und der Unterdrückung ihrer Kultur. Auf den neu entstehenden Kautschuk-Plantagen werden die Hunikui zur Arbeit gezwungen und gewinnen erst im 20. Jahrhundert wieder eigene Territorien zurück, in denen sie mehr oder weniger selbstbestimmt leben können.

Heute leben rund 6.000 Hunikui in über 75 Gemeinden in zwölf indigenen Territorien. Ihr Kampf um Autonomie wird jedoch durch die geringe Zuteilung von Land erschwert, das bei gleichzeitigen relativ hohen Geburtenraten kaum genug Platz zum Leben bietet.

201510996_1.jpg

Josias Maná und Nilo Bixku vom Volk der Hunikui
Josias Maná und Nilo Bixku vom Volk der Hunikui

Der Produzent der Dokumentation, Vincent Carelli, einer der diesjährigen Berater der NATIVe-Reihe der Berlinale, hat 1986 die brasilianische Initiative "Video nas Aldeias" (Videos in den Dörfern) gegründet – eine Pionierorganisation im Bereich der audiovisuellen Produktionen Indigener in Brasilien. Ziel der Initiative ist es, den Kampf der Indigenen zu unterstützen, um ihre Identitäten zu stärken und ihr kulturelles und territoriales Erbe zu bewahren.

Auch Ma Ê Dami Xina - Já me transformei em imagem wird von den Produzenten und Protagonisten als Medium genutzt, um ihre Geschichte, Kultur und Traditionen für kommende Generationen zu erhalten. Der bewusste Einsatz technischer Möglichkeiten trägt ein von den Indigenen selbstbestimmtes Bild ihrer Gemeinschaft nach außen und soll so Verständnis und Bewusstsein in der Gesellschaft erzeugen.


Im Rahmen der 65. internationalen Filmfestspiele Berlin, die vom 5. bis 15. Februar stattfinden, präsentieren wir hier in den kommenden Tagen und Wochen einige Filme aus der Sonderreihe zum indigenen Kino Lateinamerikas. Unter der Überschrift 'NATIVe – A Journey into Indigenous Cinema' werden auf der Berlinale insgesamt 18 Spiel- und Dokumentarfilme aus den Jahren 1986 bis 2014 gezeigt.