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Wasserkrise in Brasilien

Auch Rio de Janeiro und Minas Gerais betroffen. Kritik am politischen Versagen der konservativen Landesregierung in São Paulo wächst

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Eines der Reservoirs des "Sistema Canteira" für die Wasserversorgung von São Paulo
Eines der Reservoirs des "Sistema Canteira" für die Wasserversorgung von São Paulo

Brasília. In Brasilien weitet sich die Wasserkrise aus. Umweltministerin Izabella Teixeira bezeichnete unlängst die Lage der Wasserversorgung  im Land als "besorgniserregend". Mehrere Minister trafen sich in der brasilianischen Hauptstadt Brasília zu einer Sondersitzung und erklärten, stärker mit den Bundesstaaten zusammenarbeiten zu wollen und gaben den Start einer Aufklärungskampagne bekannt, um die Bevölkerung zum Wassersparen zu ermutigen.

Nachdem São Paulo schon seit Monaten mit Wasserknappheit zu kämpfen hat, sind nun auch die Bundesstaaten Rio de Janeiro und Minas Gerais von der "größten Dürre der vergangenen 84 Jahre" betroffen. Nach dem heißesten Sommer seit Beginn der Aufzeichnungenim Jahr 2014 werden auch für 2015 Dürreperioden und historische Niederschlagstiefstände erwartet.

Fast 77 Millionen Brasilianer – 40 Prozent der Bevölkerung – könnten im Südosten von der jüngsten Krise betroffen sein. In vielen Gemeinden und Städten fehlt bereits seit zwei Wochen Wasser. Die Reservoirs befinden sich auf historischen Tiefständen und sind praktisch ausgetrocknet. Zum ersten Mal in seiner Geschichte ist das 1978 eröffnete Paraibuna-Reservoir, das 90 Prozent der Bewohner von Rio de Janeiro mit Wasser versorgt, für technisch leer erklärt worden. Trotz der Bedrohungslage erklärte der Gouverneur von Rio de Janeiro, Luiz Fernando Pezão, dass eine Wasserrationierung "nicht notwendig sei", appellierte jedoch an die Bevölkerung, Wasser zu sparen.

In São Paulo weisen das private Wasserunternehmen Sabesp und die konservative Landesregierung die Verantwortung von sich und begründen die Krise mit den veränderten klimatischen Bedingungen. Jedoch wächst die Kritik vieler Paulistas – der Einwohner des Bundesstaates – an der PSDB-Landesregierung, die für die Krise mitverantwortlich gemacht wird. Die Verbraucherschutzorganisation "Proteste" rief zu einem "kollektiven Bad" im Haus von Gouverneur Geraldo Alckmin im Süden São Paulos auf. Fast 150.000 Menschen haben bei der über Facebook verbreiteten Veranstaltung ihre Teilnahme zugesagt. Die Organisation kritisiert die fehlende Transparenz der Landesregierung bei der Lösung der Krise. Zudem wirft sie der Landesregierung vor, lange Zeit die Warnungen von Experten ignoriert und weder in die Sanierung der Reservoirs noch in alternative Versorgungsmöglichkeiten investiert zu haben. "Immer mehr Menschen begreifen, dass sich der Gouverneur seiner Verantwortung für die Wasserkrise entzieht, notwendige Maßnahmen verzögert und stattdessen der Bevölkerung Strafen auferlegt", schreibt die Organisation.