Mexiko / Menschenrechte

Innsbrucker Forensiker: Identität der Toten aus Cocula nicht zu klären

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Felipe de la Cruz ruft im Namen der Angehörigen der verschwundenen Studenten zu einer Großdemonstration In Mexiko-Stadt am 26.Januar auf
Felipe de la Cruz ruft im Namen der Angehörigen der verschwundenen Studenten zu einer Großdemonstration In Mexiko-Stadt am 26.Januar auf

Mexiko-Stadt. Die Mitarbeiter des Instituts für Gerichtsmedizin der Universität Innsbruck haben bekannt gegeben, dass eine Identifizierung der ihnen vorliegenden menschlichen Überreste aus Cocula nicht mehr möglich ist. Es gebe in den stark verbrannten Knochen und Aschen der 16 Toten zu wenig Genmaterial, um ihre Identität feststellen zu können. Das teilte Mexikos Generalstaatsanwalt, Jesús Murillo Karam, am Dienstag mit.

Die Überreste waren Anfang November 2014 auf einer Müllkippe in Cocula im mexikanischen Bundesstaat Guerrero gefunden worden. Dort sollen angeblich die 43 Lehramts-Studenten aus Ayotzinapa von Mitgliedern der Drogenbande "Los Guerreros Unidos" lebendig verbrannt worden sein. Die Leichenteile sind auf Empfehlung der argentinischen Gerichtsmediziner, die mit den Eltern der jungen Männer zusammenarbeiten, an das Innsbrucker Institut geschickt worden. Es verfügt über die weltweit am weitesten entwickelte Technologie in der forensischen Diagnostik.

Die österreichischen Wissenschaftler haben bis heute nur die Überreste von Alexander Mora Venancio identifizieren können. der 19-Jährige war einer der 43 Studenten der Lehrerfachschule "Raúl Isidro Burgos" in Ayotzinapa, die in der Nacht vom 26. auf den 27. September vergangenen Jahres von der Polizei in Iguala festgenommen wurden und seitdem verschwunden sind. Zuvor war es zu massiven Übergriffen der Sicherheitskräfte auf Studenten dieser Hochschule gekommen, sechs Menschen wurden getötet und Dutzende verletzt. Auch Bundespolizisten und Militärs sollen beteiligt gewesen sein.

Die Identifizierung des jungen Mannes genügte dem Generalstaatsanwaltschaft zu behauten, dass alle 43 Lehramts–Studenten an dieser Stelle ermordet wurden: "Das Erste und Wichtigste aus Innsbruck ist die Tatsache, dass uns ein klarer Beweis gegeben wurde über das, was geschah", so Murillo Karam.

Unterdessen haben die Eltern der verschwundenen Studenten für den 26. Januar zu einer Großdemonstration in Mexiko-Stadt aufgerufen. Ihr Sprecher Felipe de la Cruz erläuterte gegenüber lokalen Medienvertretern, der Appell richte sich an das "ganze Volk“, an diesem Tag zu demonstrieren, da die Familien dann genau "vier Monate des Leidens, der Verzweiflung und Angst" hinter sich haben. Am 26. Januar soll auch der achte internationale Tag für die 42 verschwundenen Lehramtsstudenten stattfinden.

Die Übermittlung der Nachricht aus Österreich erreichte den mexikanischen Außenminister José Antonio Meade bei einem Treffen mit seinem deutschen Amtskollegen Frank-Walter Steinmeier in Berlin. Dabei bot Steinmeier Mexiko Hilfe bei der Identifizierung der Opfer an. Wie diese Hilfe aussehen wird, wurde nicht bekannt. Meade ist nach Berlin gereist, um auch über das geplante Sicherheitsabkommen mit Deutschland zu sprechen.