Erneute Drohungen nach Mord an Umweltaktivist in Kolumbien

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Collage von Cosajuca für den Ermordeten: 
 "Verteidiger des Wassers, der Berge und des Lebens - Daniel Sánchez 'Doggy'"
Collage von Cosajuca für den Ermordeten: "Verteidiger des Wassers, der Berge und des Lebens - Daniel Sánchez 'Doggy'"

Cajamarca, Kolumbien. Nach einem Gedenkkonzert für einen im Oktober ermordeten Jugendlichen werden Umweltaktivisten der Gruppe Cosajuca (Colectivo Socio Ambiental Juvenil Cajamarcuno) in Cajamarca im Bundesland Tolima erneut mit dem Tod bedroht.

Im vergangenen Oktober wurde der 19-jährige Daniel Sánchez Avendaño ermordet. Er war Mitglied von Cosajuca. Gegen die Jugendorganisation waren mehrfach Morddrohungen ausgesprochen worden. Ein Jahr zuvor, am 26. Oktober 2013, waren bereits der 15-jährige Juan Camilo Pinto Gómez, ebenfalls Mitglied der Gruppe, und am 5. November der Bauernaktivist Cesár García, mit dem die Gruppe in engem politischen Austausch stand, ermordet worden.

Zeugen berichteten, dass Ende September ein Unbekannter, der sich als Zivilpolizist bezeichnete, in das Haus der Familie Sánchez Avendaño eindrang. Er setzte den jungen Mann unter Druck, er solle seine Fingerabdrücke geben, einen ihm unbekannten Text unterschreiben und lud ihn zur Polizeidienststelle vor. Dieser verweigerte jegliche Maßnahme.

Am 2. Oktober 2014 verschwand Daniel Sánchez Avendaño, nachdem er das Haus seiner Eltern verlassen hatte um "nur eben eine Zigarette zu kaufen", wie seine Mutter aussagte. Bereits zwei Tage nach seinem Verschwinden begannen besorgte Freunde und Mitglieder des Kollektivs. nach ihm zu suchen. Da die Sicherheitslage für politische Aktivisten in Cajamarca sehr problematisch ist, konnten sie sich nicht vorstellen, dass er ohne jegliche Nachricht mehrere Tage das Haus verlassen würde.

Fünf Tage später wurde der leblose Körper des Umweltaktivisten circa 20 Minuten vom Zentrum Cajamarcas entfernt aufgefunden. Er hing in einem Baum. Die Polizei spricht von Selbstmord, jedoch berichten Zeugen, dass der Ast, an dem sie ihn gefunden haben, so niedrig gewesen sei, dass der Jugendliche mit den Füssen den Boden berührte. Weitere Ungereimtheiten und Hinweise machen die Darstellung der Polizei unglaubwürdig. Menschenrechtsorganisationen wiesen auf den Fall hin und bestätigen, dass er höchstwahrscheinlich ermordet wurde. Die Gruppe Cosajuca kündigte an, Nachforschungen anstellen zu wollen und Anzeige wegen Mordes zu erstatten.

Nun werden die übrigen Gruppenmitglieder erneut massiv bedroht. Am 30. November veranstalteten sie ein Konzert und eine Performance auf dem zentralen Platz von Cajamarca unter dem Motto "Die Erinnerung ist ein Element des Widerstands gegen die Ungerechtigkeit". Nur zwei Tage danach wurde einem Jugendlichem des Kollektivs von Unbekannten mit Mord gedroht. Drei Vermummte lauerten der Mutter eines weiteren Mitglieds der Gruppe auf der Straße auf. Sie solle dafür sorgen, dass er sich von der Politik fernhalte, sonst sei er der nächste, so die Unbekannten.

Die Gruppe Cosajuca organisiert Workshops für die umliegend lebenden Bäuerinnen und Bauern, um sie über die Folgen der anstehenden Minenprojekte des Konzerns AngloGold Ashanti aufzuklären und sie in ihrem Widerstand zu unterstützen. Sie klären in Ausbildungsstätten über ökologische und soziale Aspekte des Tagebaus auf und engagieren sich in der Verteidigung des andinen Nebenwaldes und der Landschaft des Páramos gegen die Eingriffe, die durch die Mine "La Colosa" entstehen. Wegen dieser Aktivitäten wurden die Mitglieder der Gruppe immer wieder Opfer von systematischen Schikanen, willkürlichen Festnahmen, Bedrohungen und Morden. Cajamarca gilt seit langem als "rote Zone", als Gefahrengebiet, in dem sowohl die FARC-Guerilla, rechte paramilitärische Gruppen, private Sicherheitskräfte von AngloGold Ashanti und die Streitkräfte Kolumbiens präsent sind.