Rachemorde nach Tod von Polizisten im Norden von Brasilien

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Militärpolizisten patrouillieren in Belém, der Hauptstadt des brasilianischen Bundestaates Pará
Militärpolizisten patrouillieren in Belém, der Hauptstadt des brasilianischen Bundestaates Pará

Belém. Nach einer Welle der Gewalt in der nordbrasilianischen Stadt Belém hat die Menschenrechtsorganisation Amnesty International "eine schnelle und unabhängige Aufklärung der Vorfälle" gefordert. Am vergangenen Dienstagabend war der 43-jährige Polizist Antônio Marcos da Silva Figueiredo vor seinem Haus im Stadtteil Guamá von drei Unbekannten erschossen worden. Kurz darauf starben neun junge Männer in der Peripherie der Stadt.

"Es gibt Hinweis darauf, dass das Blutbad von Polizisten angerichtet wurde, um den Tod ihres Kollegen zu rächen", schreibt Amnesty International in einer Stellungnahme. In sozialen Netzwerken hatten zuvor zahlreiche Personen zu Rachetaten aufgerufen. Die Mordkommission der Zivilpolizei untersucht nun einen möglichen Zusammenhang.

Laut dem Sekretariat für Sicherheit des Bundesstaates Pará wiesen mindestens sechs der gefundenen Körper Spuren einer Hinrichtung auf. Zeugen berichten, dass Vermummte auf Motorrädern für die Taten verantwortlich seien. In der Nacht nach den tödlichen Schüssen herrschte Panik in den Randgebieten der Stadt. Universitäten und Schulen blieben in den folgenden Tagen geschlossen.

Auch der 16-jährige Eduardo Felipe Chaves zählt zu den Opfern. Der Jugendliche wurde auf dem Weg zu seiner Freundin durch einen Kopfschuss getötet. "Sie haben das Mädchen weggeschickt. Obwohl der Junge sagte, dass er kein Verbrecher sei, haben sie ihn geschlagen, zu Boden geworfen und dann auf ihn geschossen", berichtet ein Zeuge.

Gruppen von Opfern wie die Mães de Maio fordern eine politische Reaktion und konkrete Maßnahmen gegen Polizeigewalt. Die jüngst wiedergewählte Präsidentin Dilma Rousseff äußerte sich nicht zu den Vorfällen in der Amazonasstadt. Im Wahlkampf hatte Rousseff versprochen, dass "die Bekämpfung der Gewalt gegen schwarze Jugendliche" einer der Schwerpunkte ihrer kommenden Amtszeit sein wird.