Erste UN-Weltkonferenz zu indigenen Völkern

Plenarversammlung der UN zu indigenen Themen auf höchster Ebene. Boliviens Präsident Morales: Armut und Diskriminierung müssen beseitigt werden

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Teilnehmer aus allen fünf Kontinenten bei der 1. Weltkonferenz zu Indigenen Völkern der UN
Teilnehmer aus allen fünf Kontinenten bei der 1. Weltkonferenz zu Indigenen Völkern der UN

New York. Im Rahmen ihrer 69. Generalversammlung haben die Vereinten Nationen (UN) die erste Weltkonferenz zu indigenen Völkern durchgeführt. Mehr als 1.000 indigene Delegierte aus fünf Kontinenten sowie 140 Staats- und Regierungsvertreter nahmen an dem zweitägigen Kongress Anfang dieser Woche teil. Die Mitgliedsstaaten verpflichteten sich erneut, die Rechte der indigenen Bevölkerung in ihren jeweiligen Ländern aktiv umzusetzen. Problemfelder wie Lösungsstrategien wurden dabei breit diskutiert.

UN-Generalsekretär Ban Ki-moon eröffnete die historische Sitzung. Der Erfolg dieser Konferenz sei "wesentlich für den Fortschritt der gesamten Menschheit". Er sicherte den Teilnehmern vollste Unterstützung bei der Durchsetzung ihrer Rechte zu.

Im Anschluss richtete Boliviens Präsident Evo Morales, selbst Indigener der Aymara, als außerordentlicher Gast und Vorsitzender der Gruppe 77 plus China das Wort an die Versammlung. Die indigenen Völker hätten der Kolonialisierung widerstanden und die Kultur des Lebens bewahrt. Sie verstünden es, "in Harmonie und Gleichgewicht mit Mutter Erde zu leben" und seien die "moralische Reserve der Menschheit", sagte Morales. Mit Blick auf die Generalversammlung zum Klimawandel am Mittwoch betonte er, die beste Art diesem entgegenzuwirken sei die Erfahrung der indigenen Völker zu nutzen und die Welt mit "organischen und ökologischen Produkten" zu ernähren. Morales forderte alle nationalen Regierungen dazu auf, "die extreme Armut und Diskriminierung, die die indigenen Völker immer noch erleiden" zu beseitigen.

Die indigene Bewegung in Bolivien habe gezeigt, dass ihr Ziel nicht nur eine Wahlbeteiligung sei, sondern dass sie regieren könne. "Dank dem Kampf der sozialen Bewegungen ist die Politik jetzt kein Geschäft mehr, kein Profit. Politik ist Dienst, Engagement und Aufopferung für unsere Völker." Diese könnten "weder von Bankern noch von Großunternehmern oder Transnationalen regiert werden", betonte der Präsident.

Indigene Anführer hatten im Vorfeld gegenüber der kubanischen Nachrichtenagentur Prensa Latina (PL) ihre Erwartungen an das diesjährige Forum zum Ausdruck gebracht,  so Mirna Cunningham, Angehörige der Miskito aus Nicaragua. Dies sei eine Gelegenheit, die Zukunft und einen Aktionsplan zu definieren, um die Achtung der Rechte traditioneller Gemeinschaften zu garantieren. Edward John, Oberhaupt der Tl'azt'en-Nation in Kanada, beschrieb die Konferenz als Schlüsselereignis, "um die Stimme von Menschen zu erheben", die seit Jahrhunderten Diskriminierung und Vertreibung ausgesetzt sind. "Wir brauchen diese Räume, weil wir gemeinsame Probleme haben, wie Schäden an der Natur, die Auswirkungen der Entwicklung auf unser Land, fehlende Anerkennung und die Marginalisierung bei der Entscheidungsfindung", so John.

Zentrale Themen der Tagung waren die extreme Armut, Vertreibungen und mangelhafte politische Partizipation auf lokaler und nationaler Ebene der indigenen Bevölkerung weltweit. Es wurde analysiert, mit welchen Mitteln die Vereinten Nationen dem stärker entgegenzuwirken können. Damit wurden Grundpositionen für ein Strategiepapier für das Jahrzehnt ab 2015 festgelegt. Mit dem durch die Konferenz verabschiedetem Abschlussdokument initiierte der UN-Generalsekretär das Verfahren für eine neue Resolution. Die bestehende Resolution 169 von 1989 zur Stärkung indigener Rechte ist bis heute von lediglich zweiundzwanig meist lateinamerikanischen Staaten ratifiziert worden. Im Gegensatz zur Deklaration der Rechte indigener Völker, 2007 von der Generalversammlung verabschiedet, haben diese für die Mitgliedsstaaten eine rechtsverbindliche Wirkung.

Laut aktuelle Daten der UN gibt es 5.000 indigene Volksgruppen in über 90 Ländern mit etwa 370 Millionen Menschen. Auf ihren Territorien befinden sich etwa 80 Prozent der Biodiversität der Erde.