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Regierung in Chile vertagt Debatte über Abtreibungsgesetz

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Die Abtreibungsdebatte in Chile zeigt die tiefe Spaltung der chilenischen Gesellschaft
Die Abtreibungsdebatte in Chile zeigt die tiefe Spaltung der chilenischen Gesellschaft

Santiago de Chile. Nach scharfer Kritik der rechten Opposition und der katholischen Kirche an der von Präsidentin Michelle Bachelet angekündigten Legalisierung des therapeutischen Schwangerschaftsabbruchs hat die Regierung vorgeschlagen, die Debatte über ein Abtreibungsgesetz auf Ende des Jahres zu vertagen. Dadurch erhofft sie sich nach eigenen Angaben eine Entschärfung der angespannten Situation. Bereits die Bildungsreform hatte für Konflikte zwischen der Regierungskoalition Nueva Mayoría und der katholischen Kirche gesorgt.

In Reaktion auf die Reformankündigung der Präsidentin hatte der Erzbischof von Santiago, Kardinal Ricardo Ezzi, vor dem Abtreibungsgesetz gewarnt. Die Position der Bischofskonferenz sei eindeutig und ziele auf "die Verteidigung von Menschenleben". Gleichzeitig hatte er die Dialogbereitschaft der Kirche betont: "Wir sind offen für einen Dialog über die Abtreibung, um zu zeigen, welch gravierenden Konsequenzen ein solches Thema für das Land bringen kann", so der Kardinal.

Das geplante Gesetz, welches den Schwangerschaftsabbruch in den Fällen, in denen das psychische oder physische Wohl der Mutter oder des Kindes in Gefahr ist, legalisieren soll, findet in der Bevölkerung sowie in der Regierungskoalition eine breite Unterstützung. Auch Gesundheitsministerin Helia Molina unterstützt das Reformvorhaben: "Die Frau ist diejenige, die das Recht hat, eine Entscheidung zu treffen, insbesondere, wenn sie vergewaltigt wurde." Gleichzeitig betonte Molina, dass die Thematik sehr sensibel sei und daher einer tiefgreifenden Analyse unterzogen werden müsse.

Die therapeutische Abtreibung wurde in Chile 1989 unter dem Diktator Augusto Pinochet verboten. Seitdem verhinderten Boykotte des konservativen Flügels sowie der Kirche die Wiedereinführung dieser Möglichkeit.