Umfrage belegt große Angst vor Folter durch Polizei in Brasilien

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Mahnmal gegen die Folter in Recife, Pernambuco
Mahnmal gegen die Folter in Recife, Pernambuco

London/Brasília. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat am Montag die Ergebnisse einer Umfrage veröffentlicht, nach denen 80 Prozent der Brasilianer Angst vor Folter in Polizeihaft haben. An der Umfrage nahmen 21.000 Menschen aus 21 Ländern weltweit teil. Im Länderdurchschnitt stimmten 44 Prozent der Befragten der Aussage zu, bei einer Festnahme Misshandlungen zu fürchten. Brasilien verzeichnet mit 80 Prozent dabei die höchsten Werte, gefolgt von Mexiko mit 64 Prozent und der Türkei, Pakistan sowie Kenia mit jeweils 58 Prozent.

Erika Rosas, Direktorin des Amerikabüros von Amnesty International nannte die Ergebnisse der Umfrage aus Brasilien "schockierend". "Man kann zwar nicht sagen, dass Folter eine systematisch Praxis in Brasilien ist, jedoch gibt es auch hier Berichte über zahlreiche Fälle", so die Menschenrechtlerin.

Die Umfrage zeigt auch, dass 83 Prozent der Brasilianer klarere Regeln und Gesetze gegen Folter als notwendig erachten. Zudem verneinte die Mehrheit der Befragten in Brasilien die Aussage, dass Folter in bestimmten Fällen, etwa zur Informationsbeschaffung und zum Schutz der Bevölkerung, zulässig sei.

Laut einem Bericht von BBC Brasil sind die Anzeigen von Folter gegen staatliche Akteure in den letzten drei Jahren um 129 Prozent gestiegen. Allein zwischen 2011 und 2013 wurden dem staatlichen Menschenrechtsausschuss 816 Fälle von Folter gemeldet. Der Präsident der Kommission für Menschenrechte der brasilianischen Rechtsanwaltskammer, Wadih Damous, zeigte sich von den Ergebnissen der Umfrage nicht überrascht: "Die Folter besteht weiterhin aufgrund der weitreichenden Amnestie gegen diejenigen, die diese während der Militärdiktatur praktiziert haben."

Insbesondere der Fall von Amarildo de Souza ist ein Beispiel für die Praxis der Folter in Brasilien. Der Maurergehilfe war im vergangenen Jahr von Polizisten in Rio de Janeiro gefoltert und ermordet worden. Eine weltweite Kampagne fordert seitdem die genaue Aufklärung des Falles und die Verurteilung der Angeklagten. "Der Fall Amarildo glich den Fällen zu Zeiten der Militärdiktatur und zeigt, dass Folter nicht der Vergangenheit angehört", so Damous.

Amnesty International forderte unterdessen Mechanismen, die Prävention und härte Bestrafung von Folter erleichtern. Auch 30 Jahre nach der Verabschiedung der UNO-Konventionen gegen Folter sei diese Praxis "weiterhin am Leben und bei bester Gesundheit", so Salil Shetty, Generalsekretärin von Amnesty International in der Einleitung des Berichts "Folter im Jahre 2014 – 30 Jahre gebrochener Versprechen".