Anti-WM-Proteste in São Paulo von Polizei gewaltsam gestoppt

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Photo aus dem eingekesselten Demonstrationszug in São Paulo
Photo aus dem eingekesselten Demonstrationszug in São Paulo

São Paulo. Polizisten haben am vergangenen Samstag einen Protestmarsch gegen die Fußballweltmeisterschaft kurz nach Beginn gewaltsam gestoppt und den vorderen Teil der Demonstration eingekesselt. Insgesamt nahm die Polizei 262 Personen fest, darunter fünf Journalisten.

Demonstranten, Journalisten und Anwälte berichten von einer Vielzahl von Übergriffen und Behinderungen seitens der Polizei. Diese legitimierte ihren Eingriff damit, dass Teilnehmer dazu aufgerufen hätten, Sachbeschädigungen in der Stadt durchzuführen. Professor Pablo Ortellado von der staatlichen Universität von São Paulo übte am Sonntag auf seiner Facebook Seite scharfe Kritik an dem Einsatz der Polizei: "Gestern kam es zu den schwersten Bürgerrechtsverletzungen, die ich jemals auf einer Demonstration erlebt habe."

Das Bündnis "Es wird keine WM geben", das aus sozialen Bewegungen, Bildungs- und Gesundheitsorganisationen und linken Parteien besteht, hatte zu der Demonstration aufgerufen. Ihr Protest richtet sich gegen die enormen Ausgaben im Zuge der diesjährigen Fußballweltmeisterschaft der Männer und der Olympischen Spiele 2016. "Es werden Milliarden für die WM ausgegeben, doch ein großer Teil der Bevölkerung hat immer noch keinen Zugang zu den fundamentalsten Rechten wie Gesundheit oder Bildung", äußerte Talita, Aktivistin der Gewerkschaftsbewegung CPS Conlutas, im Gespräch mit amerika21.de. Auch das umstrittene Anti-Terror-Gesetz und die zunehmende Kriminalisierung sozialer Bewegungen waren Thema des Protests. Laut Medienberichten beteiligten sich rund 2.000 Menschen an der Demonstration durch das Zentrum der Stadt.

Vier Monate vor der WM spitzen sich die Konflikte zwischen Protestbewegung und Staat weiter zu. Aktivisten berichten von einer zunehmenden Kriminalisierung ihrer Aktivitäten. Das Protestbündnis ruft zu einer weiteren Großdemonstration am 13. März in São Paulo auf.