Debatte um Umweltschutzorganisation in Ecuador

Stiftung Pachamama nach angeblicher Verwicklung in Angriffe auf Ausländer geschlossen. Betroffene wollen gegen Beschluss juristisch vorgehen

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Versiegeltes Büro der Stiftung Pachamama in Quito
Versiegeltes Büro der Stiftung Pachamama

Quito. In Ecuador dauert die Debatte um die Schließung der Umweltschutzorganisation Pachamama an. Während die Vertreter der Stiftung gegen die Anfang dieses Monats ergriffene Maßnahme

rechtlich vorgehen wollen, haben zahlreiche internationale Unterstützer zu Protesten aufgerufen. Gegenüber amerika21.de äußerte sich indes auch der ecuadorianische Botschafter in Berlin, Jorge Jurado, zu dem Disput.

Polizeieinheiten hatten am 4. Dezember die Räume der Umweltschutz-Stiftung eingenommen. Die Staatsanwaltschaft erklärte die Organisation für aufgelöst. "Nach Angaben des Anwalts der Organisation, Mario Melo, wird die Organisation beschuldigt, im Rahmen eines Protests gegen Erdölförderung am 28. November an einem gewaltsamen Übergriff gegen den chilenischen Botschafter und einen weißrussischen Geschäftsmann beteiligt gewesen zu sein", berichtet der Pressedienst Poonal, ein Partnerportal von amerika21.de. Während die betroffene Gruppe die Anschuldigungen zurückweist, präsentierte Ecuadors Staatschef Rafael Correa ein Video, das die Übergriffe zeigen soll. Man könne in Ecuador seine Meinung frei kundtun, wenn man nicht mit der Regierung einverstanden sei, sagte Correa dazu: "Aber nicht mit dem Mittel der Gewalt."

Die Stiftung Pachamama ist Teil eines internationalen Netzwerks von Umweltschutzorganisationen. In Ecuador trat die Organisation zuletzt vor allem im Zusammenhang mit dem Bündnis Yasunidos in Erscheinung, das sich für den Schutz des Nationalparks Yasuní einsetzt. Führend beteiligt an der Arbeit ist auch die US-amerikanischen Organisation The Pachamama Alliance mit Sitz in San Fransisco, die von einer "illegalen Schließung" spricht.

Nach der Eskalation der Proteste und der Schließung der Organisation haben rund 100 internationale Umweltschutzorganisationen gegen das Vorgehen der ecuadorianischen Behörden protestiert. Die US-Organisation Human Rights Watch zweifelte die Darstellungen Ecuadors über gewaltsame Übergriffe an.

Dem trat gegenüber amerika21.de der Botschafter Jurado entgegen. Die Auflösung der Stiftung Pachamama stütze sich auf eine Regelung von Juni 2013. Zudem werde die Entscheidung mit Taten begründet, durch die "die innere oder äußere Sicherheit des Staats verletzt oder der öffentliche Frieden beeinträchtigt" worden sei. In einem offenen Antwortschreiben an das Yasuní-Bündnis Deutschland wies Jurado zudem die These zurück, es handele sich bei der Pachamama-Stiftung um eine friedliche, zivilgesellschaftliche Organisation. "Tatsächlich handelt es sich bei der genannten Stiftung um eine von außen finanzierte Nichtregierungsorganisation, deren Mitglieder keineswegs friedlich protestiert haben." Es bestehe ein Unterschied zwischen freier Meinungsäußerung und körperlicher Gewaltanwendung.

Laut einem Bericht von Poonal will der Anwalt der Pachamama-Stiftung nun rechtliche Schritte gegen die Schließung einleiten: "Vertreter der Umweltorganisation erklärten, man werde deswegen eine Klage gegen den Staat Ecuador vor der Interamerikanischen Kommission für Menschenrechte (CIDH) vorbringen". Die Leiterin der Organisation, Maria Belén Páez, weise die Vorwürfe zurück, berichtet Poonal weiterhin. Es hätten lediglich Fotografen der Organisation an der Demonstration teilgenommen, um die Veranstaltung zu dokumentieren, erklärte sie gegenüber Pressevertretern.


In einer früheren Version des Textes hieß es fälschlicherweise, die US-amerikanische Pachamama Alliance koordiniere die Arbeit der ecuadorianischen Organisation. Wir haben diese Darstellung korrigiert und bedanken uns beim deutschen Yasuní-Bündnis für den Hinweis.