Sorge um Gift auf Soja-Feldern in Argentinien

Einsatz von Herbiziden mit zunehmender Landwirtschaft massiv ausgeweitet. Vor allem Einsatz von Glyphosat stößt auf Kritik

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Aktivistin mit einem Glyphosat-Behälter in einem Maisfeld in Argentinien
Aktivistin mit einem Glyphosat-Behälter in einem Maisfeld in Argentinien

Buenos Aires/Berlin. Der Einsatz des Herbizids Glyphosat in der argentinischen Landwirtschaft sorgt zunehmend für Kritik. Nun hat das Thema sogar Deutschland erreicht: In einer schriftlichen Frage an die Bundesregierung hat sich der Bundestagsabgeordnete der Grünen, Harald Ebner, nach zwei Reisen von Regierungsvertretern nach Buenos Aires erkundigt. Die bekannten Gefahren beim Einsatz von Glyphosat wurden dabei jedoch nicht thematisiert, heißt es in den Antworten der Bundesregierung, die amerika21.de vorliegen. Deutschland gehört zu den Importstaaten für argentinische Soja-Bohnen.

Glyphosat ist einer der Bestandteile des Breitbandherbizids Roundup des US-Konzerns Monsanto. Dessen Produkte haben im Zuge der Ausweitung transgener Monokulturen in Südamerika stark an Bedeutung gewonnen. Neben Brasilien ist Argentinien eines der Länder, in denen das Mittel am meisten eingesetzt wird. Seit Mitte der 1990er-Jahre sind die Anpflanzungen mit genetisch veränderten Sojasorten in Argentinien massiv ausgeweitet worden. Die Felder erstrecken sich inzwischen auf gut 19 Millionen Hektar und haben sich damit verdreifacht. In dem einst für seine Rinderzucht bekannten Staat werden heute achtmal so viele Agrargifte versprüht als dies noch 1990 der Fall war, berichtete unlängst die Nachrichtenagentur AP, die an einer Studie zu den Auswirkungen beteiligt war. Demnach wird Glyphosat in Argentinien wegen mangelnder Schutzgesetze immer häufiger fahrlässig und regelwidrig eingesetzt. Die mutmaßlichen Folgen werden von Umweltschutz- und Hilfsorganisationen dokumentiert: Fehlbildungen bei Neugeborenen, Krebs, Atemwegs- und Hauterkrankungen.

Die Bundesregierung scheinen solche Entwicklungen kalt zu lassen. Die massiven gesundheitlichen Probleme der dortigen Landbevölkerung würden "nicht explizit (in Bezug) zu dem Wirkstoff Glyphosat gesetzt", heißt es in den Antworten an Ebner. Das Bundesamt für Risikobewertung prüfe derzeit, "ob ein Zusammenhang ableitbar" sei.

Was den Eindruck gebotener Sorgfältigkeit erweckt, verschleppt aus Sicht der Kritiker das Problem. Vertreter des Verbraucherschutzministeriums hatten bereits vor zwei Jahren mit dem argentinischen Mediziner und Glyphosat-Kritiker Andrés Carrasco gesprochen. Bei darauf folgenden Reisen der damaligen Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) und des nach wie vor amtierenden parlamentarischen Staatssekretärs Gerd Müller wurden die Gesundheitsprobleme nicht mehr angesprochen, bestätigt die Bundesregierung.