Venezuela fördert urbane Landwirtschaft

Präsident Maduro kündigt Aufbau von 80.000 städtischen Gärten an. Landwirtschaftstechniker mit Hilfe der FAO ausgebildet

Caracas. In Venezuela haben 320 Techniker für urbane Landwirtschaft die Arbeit aufgenommen, die mit Unterstützung der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) ausgebildet worden sind. In einem Gespräch mit dem staatlichen Fernsehsender VTV erklärte der venezolanische Präsident Nicolás Maduro, die Fachleute seien in Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika geschult worden und sollen dazu beitragen, Venezuelas einheimische Nahrungsmittelproduktion zu verbessern. Er kündigte an, die Anzahl der Projekte urbaner Landwirtschaft, der sogenannten Organopónicos, im Land zu verdoppeln. Diese stellen ein System organischer, urbaner Gärten dar, die meist genossenschaftlich betrieben werden und in denen vorwiegend Gemüse angebaut wird.

Die Organopónicos wurden seit Beginn der 1990er Jahre zuerst in Kuba erfolgreich entwickelt, um in der "Spezialperiode" nach dem Zerfall der realsozialistischen Staaten in Osteuropa der Nahrungsmittelkrise zu begegnen. In der kubanischen Hauptstadt Havanna werden mittlerweile 90 Prozent aller frischen Nahrungsmittel vor Ort in rund 8.000 organischen Gärten angebaut, die jährlich mehr als eine Million Tonnen Gemüse produzieren. Zehn Prozent der Erträge gehen an soziale Einrichtungen wie Krankenhäuser, Schulen und Altersheime.

Im Oktober 2014 wolle er "den Organopónico Nr. 80.000" eröffnen, sagte Maduro. Bis zum Ende dieses Jahres sollen etwas mehr als 39.000 neue städtische Gärten landesweit in Betrieb genommen werden. Derzeit gibt es nach Angaben der Regierung rund 24.000. Der Präsident beauftragte insbesondere die Minister für Landwirtschaft und Boden, Yvan Gil, für Ernährung, Felix Osorio sowie für die Kommunen, Reinaldo Iturriza, diese Methode voranzutreiben, um die Gemeinden mehr in die Nahrungsmittelproduktion einzubeziehen. Die kommunalen Räte sollen feststellen, wo es ungenutzte Ländereien gibt, die zum Anbau von Obst, Gemüse und Hülsenfrüchten verwendet werden können. "Die kommunalen Räte und die Kommunen sollen zu produktiven Einheiten bei der Herstellung von Lebensmitteln werden", sagte der venezolanische Präsident.

Vor allem in den großen Städten werden verstärkt Gärten aufgebaut. Den Bürgermeister des Bezirkes Libertador von Caracas, Jorge Rodriguez, forderte Maduro auf, die Schaffung von Organopónicos in der Hauptstadt zu priorisieren. "Wir haben die Mittel, wir haben die Ländereien, es gibt keine Ausreden, nicht zu produzieren", so Maduro. Es gehe um eine "Revolution der städtischen Landwirtschaft". Die urbanen Gärten werden im Rahmen von Agrovenezuela, des Programmes zur Förderung der Landwirtschaft,  aufgebaut. Ziel ist es, langfristig die Importe von Lebensmitteln zu reduzieren, die im Land selbst angebaut werden können.

Die FAO hatte Venezuela in diesem Jahr dafür ausgezeichnet, den Hunger im Land mehr als halbiert zu haben. Nach Angaben der Regierung unterstützt die FAO derzeit landwirtschaftliche Projekte in rund 80 Gemeinden im ganzen Land. Maduro bekräftigte, die Regierung habe sich zum Ziel gesetzt, die Unterernährung in Venezuela bis zum Jahr 2019 vollständig zu beseitigen. Heute hätten 97 Prozent der Venezolaner Zugang zu mindestens drei Mahlzeiten am Tag, so Maduro weiter. Die Regierung lege nun den Schwerpunkt auf die übrigen drei Prozent.