Bolivien / Politik

Morales fordert erneut Auslieferung von Amtsvorgänger Sánchez

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Soll sich in Bolivien der Justiz stellen: Gonzalo Sánchez de Lozada
Soll sich in Bolivien der Justiz stellen: Gonzalo Sánchez de Lozada

La Paz. Boliviens Präsident Evo Morales hat die USA erneut zur Auslieferung seines Amtsvorgängers Gonzalo Sánchez de Lozada aufgerufen. Auch wenn Washington im vergangenen Jahr bereits einen solchen Schritt abgelehnt hatte, wandte sich Morales anlässlich des Jahrestags der Flucht des Ex-Präsidenten erneut an die US-Regierung. Wenn diese Verteidiger der Menschenrechte seien, dann müssten sie ihn ausliefern, sagte Morales. Sanchéz de Lozada und zwei seiner Minister verließen am 17. Oktober 2003 im Zuge des sogenannten Gaskrieges das Land.

Vorausgegangen waren vor zehn Jahren wochenlange Proteste gegen die Verträge der Regierung, die neu entdeckte Gasvorkommen über die Häfen von Chile in die USA exportieren wollte. Insbesondere am Regierungssitz La Paz und der benachbarten Hochburg der Indigenen El Alto wurden die Proteste blutig niedergeschlagen, was aber schließlich nicht zum Ende des Widerstands, sondern Sturz und Flucht des Präsidenten führte.

Sánchez de Lozada, aufgrund seines US-Akzentes "Goni" genannt, war der reichste Mann des Landes und erst im Jahr zuvor knapp zum Präsidenten gewählt worden. Seine Flucht ebnete schließlich der Wahl von Evo Morales zum Präsidenten zwei Jahre später den Weg.

Auch im Vorfeld des Jahrestages war es wieder zu Protesten der Organisation der Nachbarschaftsräte in El Alto gekommen. Sie waren auch im Gaskrieg durch ihre dezentralen Strukturen entscheidend für den Ausgang des Aufstands gewesen. Sie fordern nun neben der Auslieferung des Ex-Präsidenten Verbesserung des Nahverkehrs und der Investitionen, aber auch eine verbesserte Sicherheit und Gesundheitsversorgung. Evo Morales sagte in El Alto Investitionen von mehr als einer Milliarde US-Dollar in verschiedenen Bereichen zu. Der Jahrestag wurde zudem zum Nationalen Tag der Würde erklärt.