Präsident Santos: "Agrar-Streik existiert nicht"

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Tausende Polizisten und Soldaten sind gegen die Streikenden im Einsatz
Tausende Polizisten und Soldaten sind gegen die Streikenden im Einsatz

Bogotá. Auch am vergangenen Wochenende ist der landesweite Agrar-Streik in Kolumbien weitergeführt worden. Während Präsident Juan Manuel Santos am Sonntagmorgen bei einer öffentlichen Veranstaltung in der Hauptstadt Bogotá davon sprach, dass "dieser Agrar-Streik nicht existiert", demonstrierten Tausende von Bauern, Bergleuten, Arbeitern, LKW-Fahrern, Studenten und Aktivisten sozialer Organisationen im ganzen Land und forderten ein Ende der neoliberalen Politik und eine Aufkündigung der Freihandelsabkommen.

Wie die kubanische Nachrichtenagentur Prensa Latina berichtet, gingen am Sonntag allein in Tunja in der Provinz Boyacá mehr als 200.000 Menschen auf die Straße. Boyacá ist eine der am meisten vom Streik betroffenen Provinzen und durch Straßenblockaden faktisch vom Rest des Landes abgeschnitten. Die Situation bleibt angespannt, nachdem laut Medienberichten weitere 5.000 Soldaten dorthin entsandt wurden. Die Bauern, meist Kartoffel- und Milchbauern, haben die internationale Gemeinschaft aufgerufen, ihr Leben und ihr Recht auf Protest zu schützen.

Unterdessen wurde einer der Organisatoren des Streiks, der Sprecher der Bewegung Marcha Patriótica und Mitglied der Gewerkschaftszentrale CUT, Huber Ballesteros, in Bogota unter dem Vorwurf der Rebellion und des Terrorismus inhaftiert. In einer Erklärung des Marcha Patriótica heißt es, die Festnahme von Ballesteros sei nichts anderes als ein Versuch, die Protestbewegung zu demoralisieren und zu schwächen. Diese werde jedoch "weiter für die Verteidigung von Land und Territorium kämpfen".

Der Streik wird in mehreren Regionen wie Nariño, Putumayo und Cundinamarca fortgeführt, auch Tausende von Bauern aus Meta, Huila, Cauca, Valle del Cauca und Antioquia beteiligen sich.
In Nariño sind mehrere Gemeinden von der Umwelt abgeschnitten und mehr als 20.000 Menschen blockieren die Straßen. In Dosquebradas, Risaralda, sind etwa 60 Lkw auf beiden Seiten der Landstraßen abgestellt, die Fahrer haben provisorisch Zelte aufgebaut. Ihre Aktion hat zu einem massiven Stau geführt. Ähnliches sei an anderen Orten zu beobachten, wie RCN Radio berichtet.

Das Büro für Menschenrechte der Vereinten Nationen in Kolumbien hat indes an die Regierung und die Streikenden appelliert, eine Lösung durch Dialog zu erreichen. Am Montag wurde ein Team dieses UN-Büros in vier der am meisten betroffenen Provinzen erwartet, darunter Tolima und Huila, um weitere Beweise über die Ereignisse zu sammeln, bei denen nach offiziellen Angaben bislang mindestens vier Menschen getötet, Dutzende verletzt und mehr als 220 verhaftet wurden.

Am Sonntagabend erklärte Präsident Santos, er habe mit seinen Äußerungen am Vormittag nicht versucht, den landesweiten Streik herunterzuspielen. Es gebe durchaus berechtigte Forderungen der Bauern und seine Regierung kümmere sich darum.