Landesweiter Streik in Kolumbien

Den dritten Tag in Folge finden in Kolumbien landesweite Streiks statt. Tausende Demonstranten fordern grundlegende Veränderungen in der Wirtschaftspolitik.

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Drummond-Bergarbeiter beteiligen sich am landesweiten Streik
Drummond-Bergarbeiter beteiligen sich am landesweiten Streik

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Straßenblockade am zweiten Streiktag
Straßenblockade am zweiten Streiktag

Bogotá. Die ersten drei Tage des nationalen Agrar-Streiks in Kolumbien sind von Protesten, polizeilicher Repression, Verhaftungen von Demonstranten, gewaltsamen Zusammenstößen und Straßensperren bestimmt gewesen.

Tausende Menschen haben auch am Mittwoch, dem dritten Tag des landesweiten unbefristeten Streiks, an Demonstrationen im ganzen Land teilgenommen und fordern von der Regierung grundlegende Veränderungen in der Wirtschaftspolitik.

In der Hauptstadt Bogotá demonstrieren seit Montag an fünf Orten Bauern, LKW-Fahrer, Bergleute, Arbeiter, Lehrer, Studenten, Ärzte, soziale Organisationen und viele andere Bürger, die "es leid sind, seit Jahrzehnten Politiken zu ertragen, die gegen die Bedürfnisse der großen Mehrheit des Volkes gerichtet sind", wie es in einer Erklärung zum Streik heißt. Ähnliches wird aus anderen Regionen berichtet, wo sich Tausende Aktivisten sozialer Organisationen und von Verbänden der Kartoffel-, Reis-, Milch-, Kaffee-, und Zuckerrohrbauern auf den Straßen versammeln.

Wie es in einer aktuellen Stellungnahme des Zentralen Gewerkschaftsverbandes (CUT) heißt, "verurteilt die überwiegende Mehrheit der Kolumbianer die Situation, in die die Regierung das Land mit der Durchsetzung ihrer unheilvollen, gegen die Gewerkschaften und das Volk gerichteten Politik auf allen Ebenen gestürzt hat, die nur die imperialistischen neoliberalen Rezepte anwendet".

Die Polizei ist überall und ständig präsent, bereits am ersten Streiktag wurden nach offiziellen Angaben 22 Demonstranten festgenommen. In einer Erklärung vom Montag Abend hat die Bewegung Marcha Patriótica, in der mehr als zweitausend soziale Organisationen zusammen arbeiten, dagegen berichtet, dass allein im Verwaltungsbezirk Valle del Cauca mehr als 50 Personen festgenommen wurden, darunter drei Journalisten ihrer Pressestelle und des Bündnisses der Medien und Journalisten für den Frieden. Ein Jugendlicher schwebe in Lebensgefahr, nachdem er mit einem Gewehrkolben auf den Brustkorb geschlagen wurde. Hinzu komme, dass die Massenmedien über die landesweiten Demonstrationen nicht berichten, heißt es in dem Text weiter.

Auch wurde die Medienkampagne gegen führende Aktivisten der beteiligten Organisationen fortgesetzt. Manche von ihnen wurden vor Beginn des Streiks mit dem Tod bedroht, weil sie sich an der Mobilisierung beteiligten. Eine Sprecherin der Organisatoren, Diana Nuoca, sagte auf einer Pressekonferenz, ihnen lägen Informationen vor, nach denen die Polizei unter anderen in den Departements Meta und Huila eine Belohnung von zehn Millionen Pesos (etwa fünftausend US-Dollar) für die Identifizierung der Streikführer aussetzen will.

Die verschiedenen Bauernverbände appellierten unterdessen an die Regierung, eine "große Gesprächsrunde" zu beginnen, um ihre Forderungen zu studieren und zu verhandeln. Kolumbiens Innenminister, Fernando Carrillo, lehnte den Vorschlag mit der Begründung ab, dass die Belange der einzelnen Sektoren getrennt verhandelt werden, berichtete Caracol TV. Einige Tage zuvor hatte Präsident Juan Manuel Santos bereits erklärt, seine Regierung werde "auf keinen Fall inmitten eines Streiks verhandeln".

Laut dem lateinamerikanischen Nachrichtensender Telesur wurden am gestrigen Mittwoch bei Polizeieinsätzen gegen die Protestierenden mindestens 50 Menschen verletzt und 85 festgenommen. Der Telesur-Korrespondent in Kolumbien, Vladimir Carrillo, berichtete, dass die Verbindungsstraße zwischen Bogotá und den Verwaltungsbezirken Boyacá und Cundinamarca sowie 30 weitere zentrale Straßen im ganzen Land durch demonstrierende Bauern blockiert sind.