Präsidentschaftskandidatin Bachelet verspricht Bildungsreform

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Präsidentschaftskandidatin Bachelet im Wahlkampf. Hier bei einem Treffen mit Studenten am vergangenen Donnerstag
Präsidentschaftskandidatin Bachelet im Wahlkampf. Hier bei einem Treffen mit Studenten am vergangenen Donnerstag

Santiago de Chile. Michelle Bachelet, die ehemalige Präsidentin Chiles, verspricht nach ihrer Wiederwahl eine Reform des Bildungssektors, die eine kostenfreie und hochwertige Bildung garantieren soll. Bachelet, die für das Mitte-Links-Bündnis Nueva Mayoría (Neue Mehrheit) bei den Präsidentschaftswahlen im November antritt und als Favoritin gilt, traf sich am vergangenen Donnerstag mit rund Hundert Vertretern der Studentenbewegung und ehemaligen Studentenführern.

"Chile hat sich durch die Studentenproteste stark verändert", sagte Bachelet auf dem Treffen. "Ihr seid die soziale Kraft, die es geschafft hat, dass das Thema der Bildungsreform heute eine große soziale und politische Unterstützung erfährt." Die Präsidentschaftskandidatin sprach von einem neuen Bildungssystem, welches 70 Prozent der Jugendlichen kostenlosen Zugang gewähren soll. Auf diese Art könne durch öffentliche Investitionen die soziale Ungleichheit bekämpft werden, sagte Bachelet.

Seit 2006 protestieren Chiles Studenten für eine Reform des unter der Diktatur von Augusto Pinochet privatisierten Bildungssektors. Die Folge der Privatisierung waren horrende Studiengebühren von umgerechnet bis zu 5.000 Euro pro Semester, eine starke Hierarchisierung der Universitäten und die Exklusion sozial Benachteiligter. Viele Studenten verlassen die Universität mit hohen Schulden, welche im Verhältnis zu den zu erwartenden Gehältern unverhältnismäßig sind.

Mit der in Anlehnung an die schwarz-weißen Schuluniformen genannten "Revolution der Pinguine" verlangen die Schüler und Studenten ein sozial gerechtes, kostenfreies Bildungssystem. Michelle Bachelet, die 2006 das Präsidentenamt übernahm, versuchte mit vereinzelten Zusagen die Proteste zu beruhigen, die geforderten grundlegenden Reformen blieben jedoch aus. Ihr Nachfolger, der Kandidat des rechts-konservativen Bündnisses Sebastian Piñera, versuchte zunächst die Proteste totzuschweigen, später ging er mit massiver Polizeigewalt gegen die Schüler und Studenten vor. Bis heute halten die Proteste an, erst kürzlich besetzten Studenten das Verwaltungsgebäude der Universität von Chile in der Hauptstadt Santiago.

Mittlerweile sind einige der ehemaligen Studentenführer selbst in die Politik gegangen: Camilo Ballesteros ist heute Mitglied der Jugendkommission der Bachelet-Kampagne, Karol Cariola wurde als Generalsekretärin des Jugendverbandes der Kommunistischen Partei gewählt und Camila Vallejo, die als Präsidentin des Studentenbundes der Universität Chile weltweit bekannt wurde, ist Mitglied des Zentralkomitees der Kommunistischen Jugend. Alle drei sind für Bachelets Mitte-Links-Bündnis als Kandidaten für die kommenden Parlamentswahlen aufgestellt. Sie werden von verschiedenen Studentenfraktionen kritisiert, die ihre Teilnahme als "Verrat an den Prinzipien der Studentenbewegung" sehen.