Bolivien / Politik

Evo Morales: "Zeiten der Imperien und Kolonien sind vorbei"

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Boliviens Präsident Evo Morales am Sonntag im RT-Interview
Boliviens Präsident Evo Morales am Sonntag im RT-Interview

La Paz. Der Präsident Boliviens, Evo Morales, erwartet Erklärungen von Frankreich, Spanien, Italien und Portugal darüber, woher sie die Information hatten, dass der Whistleblower Edward Snowden an Bord seiner Maschine sei. Seine Regierung wolle eine Antwort, warum diese Länder sich nicht an internationale Konventionen gehalten haben. "Wir erwarten diese Erklärung und wenn es keine gibt, werden wir selbstverständlich angemessene Maßnahmen ergreifen", sagte Morales im Interview mit dem russischen Nachrichtensender Russia Today. Die vier europäischen Länder hatten am vergangenen Dienstag die Überfluggenehmigungen für Morales – der in Moskau gestartet war – mit der Begründung verweigert, der Whistleblower Edward Snowden sei an Bord. Die Präsidentenmaschine musste daraufhin in Wien notlanden.

Morales erinnerte daran, dass der spanische Botschafter in Österreich zu ihm gesagt habe: "Wir werden mit unseren Freunden sprechen", woraus er schloss, dass Spanien sich mit den USA beraten habe. Außerdem reichte die US-Botschaft in Bolivien zwei Stunden nach seiner zwangsweisen Landung in Wien beim Außenministerium in La Paz ein Auslieferungsgesuch für Snowden ein. "Das ist der Beweis, dass die USA hier operiert und Europa benutzt haben", so Morales.

Der Präsident wiederholte, der Zwischenfall sei ein Zeichen "neokolonialer Praktiken", und bedauerte, dass einige Länder noch immer denken, "dass wir in den Zeiten der Imperien und Kolonien leben". Sie täuschten sich, wenn sie davon ausgingen "mit Demütigungen, Interventionen, Staatsstreichen, Militärdiktaturen oder neoliberalen Regierungen" weiterhin die natürlichen Ressourcen rauben zu können. "Damit ist Schluss", unterstrich Morales.

Die Regierung Boliviens hat am vergangenen Samstag ebenfalls ihre Bereitschaft erklärt, Snowden humanitäres Asyl zu gewähren.