Asylersuchen von Edward Snowden: USA nehmen Ecuador ins Visier

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Twitter-Meldungen von Ecuadors Außenminister Ricardo Patiño
Twitter-Meldungen von Ecuadors Außenminister Ricardo Patiño

Moskau/Quito. Der US-amerikanische Enthüllungsaktivist Edward Snowden wird möglicherweise in Ecuador Asyl erhalten. Der Außenminister des südamerikanischen Landes, Ricardo Patiño, bestätigte am Sonntag den Eingang eines entsprechenden Ersuchens. Zugleich belastet der Antrag das Verhältnis zwischen Quito und Washington: Die US-Regierung hat die linksgerichtete Regierung von Präsident Rafael Correa offenbar aufgefordert, den Antrag Snowdens zurückzuweisen.

Internationale Medien hatten am Sonntag über eine Weiterreise des 30-Jährigen nach Kuba oder Venezuela berichtet, nachdem er seine erste Zuflucht Hong Kong verlassen hatte. Diese Spekulationen stützen sich auf eine Meldung der russischen Nachrichtenagentur Interfax. Darin hieß es, Snowden befinde sich lediglich im Transitbereich des Flughafens Moskau-Scheremetjewo und sein Anschlussflug gehe nach Kuba. Auch Venezuela war als Zielland im Gespräch. Am frühen Sonntagabend (MEZ) bestätigte Ecuadors Außenminister Ricardo Patiño jedoch das Asylgesuch Snowdens.

Es wäre der zweite Aktivist für Informationsfreiheit, der in dem südamerikanischen Land Zuflucht erhält. Vor einem Jahr hatte sich der Mitbegründer des Enthüllungsportals Wikileaks bereits Zuflucht in der Botschaft des Landes in London gefunden. Dort sitzt der 41-jährige seither fest, weil die mit den USA verbündete britische Regierung ihm die Ausreise verweigert.

Die US-Regierung hat Ecuador indes aufgefordert, Snowden kein Asyl zu gewähren. Washington habe auch Venezuela und Kuba gebeten, den 30-jährigen abzuweisen, berichtete der TV-Sender CNN unter Berufung auf anonyme Quellen. Beide Länder sollten Snowden ausweisen, falls er dorthin zu gelangen versuche. Zudem hätten die USA Snowdens Pass annulliert, berichtete CNN am Sonntag, ebenfalls unter Berufung auf eine anonyme Quelle.

Die USA hatten Hongkong zuvor vergeblich aufgefordert, Snowden auszuliefern. Die US-Regierung will ihn wegen Spionage vor Gericht stellen.