Tränengas aus Brasilien gegen türkische Demonstranten

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In Istanbul 2013 verwendete Tränengaskartuschen
In Istanbul 2013 verwendete Tränengaskartuschen

São Leopoldo, Brasilien. Bei der Niederschlagung einer Demonstration in Istanbul Ende Mai hat die türkische Polizei in Brasilien hergestelltes Tränengas eingesetzt. Dies beweisen Bilder, die in sozialen Netzwerken kursieren. Auf Tränengaspatronen ist die brasilianische Fahne zu sehen, die Aufschrift lautet: "Made in Brazil". Es ist nicht das erste Mal, dass Kampfgas aus brasilianischer Produktion im Ausland eingesetzt wird: Im Dezember 2011 waren Proteste in Bahrain für mehr politische Freiheit ebenfalls mit brasilianischem Tränengas niedergeschlagen worden.

Das Unternehmen Condor Tecnologias Não-Letais S.A. mit Sitz in Rio de Janeiro bestätigte derweil, der Lieferant zu sein. "Die Türkei ist eines der Länder, in welche Condor exportiert, doch kauft die türkische Polizei diese Art von Ausrüstung auch bei anderen Lieferanten, unter anderem US-amerikanischen und südkoreanischen", heißt es in einer Mitteilung. Was die Eskalation der Gewalt in Istanbul betrifft, so erklärte das Unternehmen: "Die Produkte sind nicht tödlich und dienen dazu, Personen zeitweise außer Gefecht zu setzen, ohne ihnen irreparable Schäden zuzufügen. Die Haltung von Condor ist die, dass das Material zu keinem anderen als zu diesem Zweck eingesetzt werden darf."

Auch das brasilianische Außenministerium bestätigte, dass brasilianische Unternehmen nicht-tödliche Verteidigungsmittel in die Türkei exportieren. Hierzu zähle auch das von der Polizei in Istanbul gegen Zivilisten verwendete Tränengas. Was die Menschenrechtsverletzungen betreffe, so kommentiere das Außenministerium keine inneren Angelegenheiten anderer Länder. Die Türkei äußere sich schließlich auch nicht zur brasilianischen Innenpolitik.

Die Demonstrationen in Istanbul hatten am 27. Mai begonnen und richteten sich gegen das Fällen hundert Jahre alter Bäume im Gezi-Park am Taksim-Platz im Zentrum der türkischen Metropole. Sie sollten Platz für den Bau eines Einkaufszentrums machen. Mit zunehmender Polizeigewalt hat der Protest massiv an Unterstützung gewonnen, auch von Gruppen, die in Opposition zur türkischen Regierung stehen. Der Widerstand hat sich zudem auf andere Städte ausgeweitet.