Brasilien rüstet für Olympia und WM auf

Brasilien kauft Drohnen, Roboter und Luftabwehrpanzer für Mega-Events. Sicherheitstechnische Aufrüstung angeblich durch FIFA erzwungen

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Techniker warten eine Hermes 450-Drohne der brasilianischen Streitkräfte
Techniker warten eine Hermes 450-Drohne der brasilianischen Streitkräfte

Brasília. In Vorbereitung auf die kommenden sportlichen Großereignisse – die Olympischen Spiele und die Fußballweltmeisterschaft der Männer

– kauft Brasilien weltweit massiv Rüstungsgüter. In Deutschland, Israel und den USA bestellte die brasilianische Regierung in den vergangenen Monaten unbemannte Aufklärungs- und Verteidigungssysteme zur Überwachung der WM im nächsten Jahr. Allein für die jetzt angeschaffte Technik wird Brasilien mindestens 70 Millionen US-Dollar ausgeben. Die Militärtechnik soll in den nächsten Wochen erstmals beim Confederations Cup 2013 des Weltfußballverbandes (FIFA) geprobt werden. Der nächste Einsatz steht bereits Ende Juli bevor. Dann besucht Papst Franziskus den katholischen Weltjugendtag in Rio de Janeiro. 

Kritiker wie der Soziologe und Stadtplaner Prof. Carlos Vainer weisen darauf hin, dass die Aufrüstung von internationalen Organisationen wie dem Weltverband des Fußballs verlangt wurden. "Die FIFA wandte sich als militärischer Berater an unsere Streitkräfte und bestimmt, welche Art von Waffen sie kaufen sollten. Das ist eine komplette Verhöhnung der nationalen Souveränität." Mit den bevorstehenden Mega-Events gewinne die Militarisierung der öffentlichen Sicherheit, die Prof. Carlos Vainer als das "hartnäckigste Erbe der Militärdiktatur" bezeichnet, neue Impulse. 

Zudem gefährde die Schaffung eines besonderen "Sekretariats für Öffentliche Sicherheit von Großveranstaltungen" das föderale Prinzip Brasiliens und damit die demokratische Ordnung des Landes. "Diese technischen Innovationen im Namen des Fußballs werden dauerhaft antidemokratische und verfassungswidrige Veränderungen hinterlassen", befürchtet der Professor. Diese Sorge teilen offensichtlich auch viele soziale Organisationen und Bürgerbewegungen Brasiliens. Sie warnen seit Jahren vor der Militarisierung des öffentlichen Raumes. Angesichts der nun bekannt gewordenen Waffenkäufe durch den Staat wächst ihre Sorge, dass Rio de Janeiro bis zu den Olympischen Spielen 2016 "komplett militarisiert" wird, heißt es in einer ausführlichen Analyse des "Komitees zur Olympiade und der Weltmeisterschaft in Rio de Janeiro".

Laut Angaben der israelischen Presse werden die Organisatoren vier Drohnen des Typs Hermes 450 einsetzen, um den Luftraum über den Sportereignissen zu überwachen. Zwei der Fluggeräte seien im Februar geliefert worden und befinden sich bereits im Testbetrieb. Zwei weitere Drohnen sollen bis Juni in Brasilien eintreffen. Die unbewaffneten Flugkörper können nach Angaben des Herstellers bis zu 20 Stunden in der Luft bleiben. Insgesamt habe Brasilien 25 Millionen US-Dollar für die Drohnen gezahlt. Israel ist mit einem Gesamtumsatz von 4,6 Milliarden US-Dollar der weltweit wichtigste Exporteur von militärischen Drohnen. Der Hersteller Elbit Systems mit Sitz in der israelischen Hafenstadt Haifa spielt etwa zehn Prozent der Gewinne an allen israelischen Rüstungsexporten ein.

In Deutschland bestellte Brasilien 34 gebrauchte Exemplare des Flugabwehrpanzers Gepard 1A2. Diese Anschaffung geht nach einem Bericht der Tageszeitung Folha de S. Paulo ausdrücklich auf eine Anforderung der FIFA zurück. Der Panzer kann stationär auch ferngesteuert betrieben werden. Die ersten Exemplare trafen bereits im Mai in Brasilien ein und werden erstmals zum Besuch des Papstes auf dem katholischen Weltjugendtag in Rio de Janeiro eingesetzt. "Wir benötigen die Panzer, um bei Großereignissen die Menschen in den Stadien zu schützen", argumentierte der General der Luftwaffe Marcio Roland Heise. Der Panzer verfügt über zwei 35-mm-Geschütze und soll Flugobjekte auf kürzere Distanz abschießen können. Der Gesamtpreis für die von Krauss-Maffei, Blohm + Voss und Siemens gefertigte Panzerflotte soll bei knapp 40 Millionen US-Dollar liegen.

Von den Sportereignissen in Brasilien soll auch der österreichische Kleinwaffenhersteller Glock profitieren. Laut Informationen der Tageszeitung Gazeta do Povo haben die Bundespolizei sowie die Militärpolizei des Staates Rio de Janeiro dem Rüstungsunternehmen einen Exklusivvertrag für die Bewaffnung ihrer Polizeieinheiten während der 2016 in Rio de Janeiro stattfindenden Olympischen Spiele abgeschlossen. Die Gazeta do Povo berichtet, dass brasilianische Militärs und Polizisten nach Wien reisen durften – bezahlt durch die "berühmte österreichische Firma".

Bei der US-Firma iRobot orderte Brasilien schließlich 30 Roboter vom Typ Packbot 510. Die für das Militär entwickelten Automaten werden bisher hauptsächlich in Afghanistan und dem Irak eingesetzt. Die kettengetriebenen Geräte können mit Kameras oder Chemie-Detektoren ausgerüstet und etwa zur Bombenräumung verwendet werden. Spezialeinheiten benutzen sie hauptsächlich, um unzugängliche Gelände oder Gebäude auszukundschaften. Die ferngesteuerten Roboter kosten je nach Ausstattung bis zu 200.000 US-Dollar. Insgesamt wird dieser Posten den brasilianischen Steuerzahler noch einmal fünf Millionen US-Dollar kosten. "Brasilien stellt einen wichtigen Markt für unbemannte Bodenfahrzeuge dar", erläuterte der Vize-Präsident von iRobot, Frank Wilson.