Belo Monte: Indigene wollen sich Räumung widersetzen

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"Wir gehen hier nicht weg!" Indigene zerreißen Räumungsbefehl
"Wir gehen hier nicht weg!" Indigene zerreißen Räumungsbefehl

Brasília. Die rund 170 Indigenen auf der besetzten Baustelle von Belo Monte im brasilianischen Amazonasgebiet wollen sich der richterlichen Räumungsandrohung widersetzen. "Wir gehen hier nicht weg. Ihr werdet hierher kommen, um zu töten. Und wir werden hierbleiben, um zu sterben. Wir werden hier nicht weggehen, ohne angehört zu werden", teilten die Indigenen Munduruku, Kayabi, Xikrin, Arara, Juruna, Kayapó, Xipaya, Kuruaya, Asurini und Parakanã auf dem Baugelände von Belo Monte in einer öffentlichen Bekanntmachung mit. Bei der Übergabe des richterlichen Räumungsbeschlusses vom 28. Mai, der die Indigenen aufforderte, das Baugelände binnen 24 Stunden zu verlassen, zerriss ein Indigener das ihm übergebene Dokument demonstrativ vor den Augen des Behördenvertreters und der anwesenden Militäreinheiten.

Seit dem 26. Mai halten die Indigenen die zentrale Baustelle des umstrittenen Staudammprojekts Belo Monte besetzt. Dies war bereits die zweite Besetzung der Baustelle binnen Monatsfrist. Anfang Mai hatten Indigene der Munduruku, Kayabi, Xikrin, Arara, Juruna, Kayapó, Xipaya, Kuruaya, Asurini und Parakanã mit der Besetzung des Baugeländes des drittgößten Staudamm der Welt Belo Monte die Bauarbeiten gestoppt. Die rechte Wochenzeitschrift Veja titelte "Índios wollen Tumulte" und warf vor allem den führend an der Baustellenbesetzung beteiligten Munduruku vor, durch Nichtregierungsorganisationen finanziert zu werden. Mit Bussen seien die Munduruku 850 Kilometer aus dem Bundesstaat Mato Grosso kommend zum Staudamm Belo Monte gekommen. Der Tenor des Artikels: die Indigenen seien angestiftet worden und zu einem Staudamm gefahren, mit dem sie, die Munduruku, gar nichts zu tun hätten. Genau dies machten die Munduruku aber wiederholt klar: Belo Monte sei der Türöffner für alle weiteren, bis zu 60 im Amazonasgebiet geplanten Großstaudämme. Belo Monte sei der symbolhafte Ort des Geschehens, das Fanal für alle im Amazonasgebiet von Staudammprojekten betroffenen Indigenen. Die Munduruku werfen der Regierung vor, sie bei den an den Flüssen Teles Pires und Tapajós in Planung befindlichen Staudämmen nie befragt zu haben. Allein dort plant Brasília die Errichtung einer Handvoll von Großstaudämmen.

Die indigenen Gruppen werfen der Regierung vor, sie nie angehört zu haben, obwohl in der brasilianischen Verfassung und der von Brasilien 2004 ratifizierten ILO-Konvention 169 vorgesehen ist, dass sie in freier und vorab informierter Befragung zu ihrer Meinung zu den Staudammprojekten konsultiert werden müssen.