Nicaraguas Außenminister würdigt Chávez

Samuel Santos besuchte Berlin. Probleme mit Deutschland überwunden. Diplomat wirbt um Investitionen

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Amerika21.de-Redakteur Harald Neuber im Interview mit Samuel Santos
Amerika21.de-Redakteur Harald Neuber im Interview mit Samuel Santos

Berlin. Nicaraguas Außenminister Samuel Santos hat die bilateralen Probleme mit Deutschland in einem Interview mit amerika21.de als gelöst bezeichnet. Anfang 2012 hatte das FDP-geführte Entwicklungsministerium die Enzwicklungshilfe für das mittelamerikanische Land wegen politischer Differenzen um die Hälfte gekürzt. Im Dezember vergangenen Jahres nahm Deutschland die Kooperation dann über den mittelamerikanischen Staatenverband SICA wieder auf.

Gegenüber amerika21.de sagte Santos, dass gegenüber der Regierung von Präsident Daniel Ortega keine politische Begründung genannt worden sei. "Uns gegenüber wurde das damit erklärt, dass die Zusammenarbeit weltweit gemäß eigener Interessen neu geordnet werden soll", sagte er bei dem Treffen in Berlin. "Ich denke, es ist in diesem Zusammenhang wichtig zu erwähnen, dass die Regierung von Präsident Daniel Ortega in Lateinamerika den sechsten Platz der Staatschefs mit der höchsten Akzeptanz einnimmt. Seine Zustimmungswerte belaufen sich auf mehr als 65 Prozent", entgegnete der Politiker indirekt auf die politische Kritik.

Zugleich hob Santos die Erfolge der sandinistischen Regierung hervor. "Es ist uns in den vergangenen Jahren der revolutionären Regierung von Präsident Ortega gelungen, große Fortschritte zu machen: bei den Problemen der Ernährung, der Bildung, der Gesundheit und bei den Problemen der internen Demokratie." Diese Fortschritte seien von verschiedenen nationalen und internationalen Organisationen anerkannt worden.

Das politisch ruhige Klima in Nicaragua habe dazu beigetragen, dass die ausländischen Direktinvestitionen von 286 Millionen US-Dollar im Jahr 2006 auf 1,1 Milliarden US-Dollar im vergangenen Jahr angestiegen seien. Vor diesem Hintergrund warb der nicaraguanische Chefdiplomat bei seinem Berlin-Besuch für den Wirtschaftsstandort Nicaragua. Nach der Kritik sozialer Organisationen an dem Freihandel der EU befragt, sagte er lediglich, es habe "einen jahrelangen Prozess der Diskussion um die Inhalte (gegeben), aber am Ende haben wir unterzeichnet und das Parlament hat zugestimmt." Nicaragua unterhalte auch Handelsbeziehungen mit verschiedenen anderen Regionen und Ländern, darunter Chile, die USA oder Taiwan.

Santos betonte zugleich den wirtschaftlichen Integrationsprozess in Lateinamerika und der Karibik. Ein Beispiel dafür sei das zentralamerikanische Bündnis SICA. "Aber es gibt auch das ALBA-Bündnis, dessen Politik in jedem Mitgliedsstaat herausragende Ergebnisse vorzuweisen hat", sagte er.

Der Tod des langjährigen venezolanischen Staatschefs Hugo Chávez, den Santos als "unseren geliebten Bruder" würdigte, sei zwar ein Rückschlag, weil der Verstorbene ein Vorkämpfer der Einheit Lateinamerikas gewesen sei. "Er war auch ein Vorkämpfer für den sozialen Wandel, der in jedem unserer Länder stattfinden muss", so Santos. Das beste Beispiel dafür sei eben Venezuela, wo er den Lebensstandard der Menschen erheblich verbessert habe. "Natürlich ist sein Tod sehr schmerzhaft für uns, aber er motiviert uns auch", sagte Santos. Und weiter: "Sein Beispiel hält uns dazu an, all das, woran er geglaubt hat, zu erhalten und zu entwickeln. Weiter und stärker, als er es sich vorgestellt hat.