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Brasilien legalisiert gleichgeschlechtliche Ehe

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Massenkundgebung  2007 in Sao Paulo
Massenkundgebung 2007 in Sao Paulo

Brasília. Der nationale brasilianische Justizrat (CNJ) hat die Ehe homosexueller Paare mit 14 zu eins Stimmen legalisiert. Richter dürfen sich ab sofort nicht mehr weigern, gleichgeschlechtliche Partner miteinander zu trauen. Im Unterschied zu Argentinien und Uruguay, wo die homosexuelle Ehe durch eine Aktion der Legislative genehmigt wurde, ist sie in Brasilien durch einen Beschluss der Judikative in Kraft gesetzt worden.

Obwohl das oberste Bundesgericht (STF) im Jahr 2011 die gleichgeschlechtliche Ehe bereits anerkannt und die juristische Basis für eine künftige Reglementierung durch die Legislative vorgelegt hatte, blieb das Parlament untätig. Grund dafür ist die Macht der konservativen evangelischen Kirchen Brasiliens im Kongress. Dort kämpfen sie erbittert gegen die Gleichstellung Homosexueller.

Nicht nur haben die konservativen Parlamentarier die Gesetzgebung zur Anerkennung der gleichgeschlechtlichen Ehe blockiert. Sie haben außerdem Gesetzesprojekte eingereicht, um die Homosexualität durch umstrittene psychologische Therapien "rückgängig zu machen" und zu "heilen".

Aufgrund des neuen Beschlusses riskiert jeder Richter, der einen Antrag zu einer gleichgeschlechtlichen Trauung zurückweist, bestraft zu werden, auch wenn noch kein Gesetz zur Reglementierung der homosexuellen Ehe verabschiedet wurde.

Auf diese Weise sei diese Institution in der Praxis legalisiert worden, sagte der Vorsitzende des STF, Joaquín Barbosa, der die Initiative stark gefördert hat. Die Gleichstellung aller Bürger vor dem Gesetz sei das Ziel der neuen Maßnahme, betonte Barbosa. Laut dem Oberrichter darf Homosexualität kein Grund für eine diskriminierende Behandlung der Menschen sein.

Auch die Regierung Argentiniens musste sich dem konservativen Widerstand gegen die Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe entgegenstellen. Der heutige Papst Franziskus nannte, als er noch Kardinal war, seine Kampagne gegen das Recht der Homosexuellen zu heiraten, einen "Gotteskrieg".