Millionen Menschen feiern 1. Mai in Lateinamerika

Größte Kundgebungen in Caracas und Havanna. Gewerkschaften fordern neue Sozialpolitik und verteidigen erreichte Standards

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Solidarität mit der Regierung von Präsident Rafael Correa in Ecuador
Solidarität mit der Regierung von Präsident Rafael Correa in Ecuador

Caracas/ Havanna u.a. Mehrere Millionen Menschen sind am 1. Mai in den Staaten Lateinamerikas und der Karibik auf die Straßen gegangen

, um eine entschiedene Sozialpolitik zu fordern oder erreichte sozialpolitische Standards zu verteidigen. Zugleich wiesen Teilnehmer der traditionellen Demonstrationen zum Internationalen Tag der Arbeit die Einmischung ausländischer Regierungen in die internen Belange lateinamerikanischer Staaten zurück.

Eine der größten Demonstrationen des Kontinents fand in Venezuela statt. In der Hauptstadt Caracas nahmen mehrere Hunderttausend Menschen an der Mai-Demonstration statt, die dem Gedenken an den vor wenigen Wochen verstorbenen Staatschef Hugo Chávez gewidmet war. Angesichts gewalttätiger Ausschreitungen durch Anhänger der rechtsgerichteten Opposition nach den jüngsten Präsidentschaftswahlen am 14. März solidarisierten sich die Demonstranten mit dem gewählten Präsidenten Nicolás Maduro von der regierenden Vereinten Sozialistischen Partei Venezuelas (PSUV). Ausdrücklich begrüßt wurde von den venezolanischen Gewerkschaften die Entscheidung der Regierung Maduros, das Mindestgehalt anzuheben.

Auch im sozialistischen Kuba waren die traditionellen Demonstrationen zum 1. Mai dem Gedenken an Hugo Chávez gewidmet. Die Kundgebungen des Gewerkschaftsdachverbandes CTC sprachen sich für einen "erfolgreichen und nachhaltigen Sozialismus" aus. Unter dem amtierenden Staats- und Regierungschef Raúl Castro, der die zentrale Demonstration in der Hauptstadt Havanna anführte, war ein wirtschaftlicher Reformprozess eingeleitet worden, der auf mehr Eigenverantwortung der Bürger setzt. Die CTC organisiert nach offiziellen Angaben gut 3,4 Millionen Arbeiter und Angestellte in Kuba.

Im mittelamerikanischen El Salvador forderten die Gewerkschaften und Sozialorganisationen am 1. Mai vor allem gerechte Löhne und Gehälter. Die Organisatoren unterstützen ausdrücklich eine Initiative der Regierung von Präsident Mauricio Funes, die Löhne und Gehälter um zehn Prozent anzuheben.

In Costa Rica war die Demonstration bestimmt vom Protest gegen den für Anfang Mai geplanten Besuch von US-Präsident Barack Obama und das Freihandelsabkommen mit den USA.

In Ecuador richteten der Gewerkschaftsverband FUT und die Vereinigung der öffentlichen Bediensteten zwei Demonstrationen aus. Bei der ersten Kundgebung nahmen vor allem Oppositionelle teil, die zweite Demonstration bot Raum für Gewerkschafter, die sich mit der linksgerichteten Regierung von Präsident Rafael Correa solidarisieren. Beide Aufmärsche verliefen friedlich.

In Kolumbien standen die Demonstrationen zum 1. Mai im Zeichen der laufenden Friedensverhandlungen mit den Guerillaorganisationen FARC und ELN. Die Gewerkschaften und Sozialverbände dieses südamerikanischen Landes unterstützen einen politischen Ausweg aus dem sozialen und bewaffneten Konflikt, der das Land seit über einem halben Jahrhundert fest im Griff hat. Zugleich fordern die Gewerkschaften tiefgreifende soziale Reformen, um die Gründe des bewaffneten Kampfes auszuräumen.

In Mexiko kamen mehr als eine halbe Million Menschen in der Hauptstadt zusammen, um eine Abkehr von der neoliberalen Politik der Regierung zu fordern. Im Zentrum der Forderungen standen eine Reform der Arbeitsgesetzgebung und die Notwendigkeit einer neuen Entwicklungspolitik für die verarmten ländlichen Regionen.