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Kuba: Regierungsgegner wollen Payá-Unfall neu untersuchen lassen

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Aufnahme des Unfallautos
Aufnahme des Unfallautos

Madrid/Brüssel/Washington. Nach der Auslieferung des konservativen Nachwuchspolitikers Ángel Carromero aus Kuba nach Spanien hat der Parteifunktionär in einem Interview mit der US-Tageszeitung The Washington Post Vorwürfe gegen die kubanischen Behörden erhoben. Carromero war in Kuba wegen seiner Verantwortung für einen schweren Autounfall zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Bei dem Unfall waren zwei bekannte Gegner der kubanischen Regierung, Osvaldo Payá und Harold Cepero, ums Leben gekommen.

Im Interview mit der Washington Post behauptet Carromero nun, vor dem Unfall von einem anderen Wagen gerammt worden zu sein. Dieses Auto habe ein staatliches blaues Nummernschild gehabt. Die Tochter des verstorbenen Payá, Rosa María Payá, und mehrere rechtskonservative US-Senatoren forderten daraufhin umgehend eine "unabhängige Untersuchung".

Kubanische Regierungsinstitutionen und Medien reagierten zunächst nicht auf die neuen Versionen. Schon unmittelbar nach dem Unfall im Juli 2012 waren im Internet zahlreiche Verschwörungstheorien verbreitet worden, die vor allem aus regierungskritischen Kreisen lanciert worden waren. So hieß es unter anderem, die Beweisfotos der kubanischen Behörden seien mit Bildbearbeitungsprogrammen manipuliert worden.

Dem entgegen hatte der spanische Beobachter des Prozesses und Konsul in Havanna, Tomas Rodríguez, das Verfahren als "sauber, offen und einwandfrei" bezeichnet. Die spanische Regierung hält an dieser Position bislang fest. Rosa María Paya, die sich unmittelbar nach der Veröffentlichung des Carromero-Interviews im EU-Parlament aufhielt, übte an dieser Haltung dort umgehend scharfe Kritik.