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Gewaltwelle gegen Medien im Norden Mexikos

Zeitung stellt Berichterstattung über das organisierte Verbrechen nach Morddrohungen ein. Selbstzensur als eigene Schutzmaßnahme

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Logo der Zeitung Zócalo
Logo der Zeitung Zócalo

Mexiko-Stadt.  Nur kurze Zeit nachdem Mexiko vom US-amerikanischen Komitee zum Schutz von Journalisten als das weltweit gefährlichste Land für Journalisten erklärt wurde, muss die Berichterstattung einen weiteren Einschnitt in ihrer Arbeit verkraften.

Die im nördlichen Bundesstaat Coahuila ansässige Zeitung Zócalo kündigte an, in Zukunft keine weiteren Meldungen über Aktivitäten des Organisierten Verbrechens zu veröffentlichen. Dem ging eine erneute Aktion der Drogenkartelle voraus: An verschiedenen Orten des Bundesstaates brachten sie knapp 50 Transparente an, auf denen Todesdrohungen und andere Einschüchterungen gegenüber der Familie Juaresti, der Eignerin der Zeitung Zócalo, zu lesen waren.

Es war nicht das erste Mal, dass das Blatt Zielscheibe von Gewalttaten wird. Vor knapp drei Jahren wurde der Reporter Valentín Valdés Espinosa im Morgengrauen tot aufgefunden, nachdem in der Nacht zuvor bewaffnete Unbekannte ihn und einen Kollegen in ihr Auto zwangen. Er war einer der Mitbegründer dieser Zeitung, die ihre Arbeit erst im 2008 aufgenommen hatte.

Die Meldung geht mit einer Einschüchterungs- und Gewaltwelle einher, mit der sich Medieneinrichtungen in den nördlichen Regionen derzeit konfrontiert sehen. So wurden im gleichen Bundesstaat zwei Wochen davor auf die Zentrale der Zeitung El Siglo de Torreón mit einem Schnellfeuergewehr 30 Schüsse abgegeben, durch die eine unbeteiligte, in der Nähe stehende Person getötet wurde. Anfang März wurden nachts Schüsse auf den Fernsehsender Canal 44 und die Zeitung El Diario, beide mit Sitz in Ciudad Juárez im Bundesstaat Chihuahua, abgegeben. Am 3. März schließlich wurde Jaime Guadalupe González Domínguez erschossen. Der 38-Jährige war Direktor des Onlinenachrichtenportals Ojinaga Noticias, das daraufhin seine Berichterstattung einstellte.

Bereits Monate hatten verschiedene Medien Tamaulipas ähnliche Schritte wie das Blatt Zócalo bekanntgegeben, nachdem Sicherheit und Unverletzbarkeit der im Medienbereich arbeitenden Personen aufgrund der dort herrschenden Gewalt nicht mehr gewährleistet werden konnten. Mit elf ermordeten Journalisten in den letzten 13 Jahren steht der Bundesstaat ganz oben auf der Rangliste als gefährlichste Region Mexikos für Medienschaffende.

Aufsehen erregt zurzeit ein vom Golf-Kartell und den Los Zetas ausgesetztes Kopfgeld auf die Betreiber der Facebook-Internetseite "Valor por Tamaulipas". Informationen zur Feststellung ihrer Identität oder die ihrer Angehörigen sollen mit 600.000 mexikanischen Pesos, ungefähr 36.500 Euro, entlohnt werden, so ein in mehreren Ortschaften verteilter Flyer, auf dem auch eine Handynummer zu finden ist. Auf der Facebook-Seite selbst werden regelmäßig Informationen über illegale Aktivitäten und darin verwickelte Personen bekannt gegeben, was den Zorn der entsprechenden Organisationen provozierte.