Guatemala-Stadt. Der frühere Militärdiktator von Guatemala, Efraín Ríos Montt, und der Chef des militärischen Geheimdienstes, José Mauricio Rodríguez Sánchez, werden sich wegen Völkermordes und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor der Justiz des Landes verantworten müssen. Ein Gericht in Guatemala-Stadt hat entschieden, dass den beiden der Prozess gemacht werden soll.
Für die Überlebenden des Völkermordes in Guatemala ist dies ein außerordentlich wichtiger Schritt. Er kommt fast ein Jahr nach der ersten Anhörung und 75 Einsprüchen, mit denen die Anwälte von Ríos Montt die Eröffnung des Prozesses zu verhindern versuchten.
Das Gericht bekräftigte nun jedoch, dass genügend Beweise die Verantwortung der beiden Ex-Generäle für die Massaker an den Ixiles, einer Maya-Bevölkerungsgruppe Guatemalas, belegen. Während des bewaffneten Konflikts hatte die Armee zwischen März 1982 und August 1983 in der Region Ixil 1.771 Menschen ermordet.
Ríos Montt regierte Guatemala in diesem Zeitraum. Er ist angeklagt, der intellektuelle Urheber der Massaker gegen die indigene Bevölkerung zu sein. Rodríguez Sánchez wird vorgeworfen, die militärischen Pläne ausgeführt zu haben und die "Strategie der verbrannten Erde", der systematischen Zerstörung der Dörfer und Pflanzungen zu verantworten.
Mit dem Prozess gegen Ríos Montt muss sich zum ersten Mal in der Geschichte Guatemalas ein früherer Staatschef für die Massaker und Morde verantworten, die während des bewaffneten Konflikts von 1960 bis 1996 begangen wurden. Bisher wurden lediglich Militärangehörige niederen Ranges oder frühere Paramilitärs und Polizisten für begangene Menschenrechtsverletzungen verurteilt. Neben Guatemala stellen sich inzwischen auch andere Staaten Lateinamerikas den Verbrechen währen der Militärdiktaturen.