Chile / Menschenrechte

Mapuche fordern öffentliche Entschuldigung

Gipfeltreffen endet mit der Präsentation von Forderungen an die chilenische Regierung. Ablehnung der Militarisierung indigener Gemeinden

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Vertreter der Mapuche
Vertreter der Mapuche

Temuco, Chile. Vertreter der Mapuche in Chile haben auf einem Gipfeltreffen eine Entschuldigung der Regierung des südamerikanischen Landes für die Repression gegen sie gefordert. Die Regierung, die ebenfalls eingeladen war, um über die aktuelle Situation in der südchilenischen Region La Araucanía zu sprechen, blieb dem Treffen jedoch fern. Lediglich zwei Landeshauptmänner der Provinzen Cautín und Malleco, Miguel Mellado und Erich Baumann, wurden als Beobachter zu dem Gipfel entsandt. Außerdem folgten Parlamentarier und mögliche Präsidentschaftskandidaten der Einladung.

Zu dem Gipfel kamen etwa 600 Mapuche der verschiedenen indigenen Regionen und Repräsentanten unterschiedlicher indigener Organisationen. Aucan Huilcamán vom "Rats aller Gebiete" (Consejo de todas las tierras) forderte die Regierung auf, über bereits bestehende Verträge zwischen Mapuche und Regierung zu sprechen. Er bezieht sich damit auf Verträge von 1823 und 1825, in welchen der chilenische Staat das Volk der Mapuche anerkennt.

Jüngst hatten hohe Regierungsvertreter und auch Präsident Sebastian Piñera mit der Militarisierung der indigenen Gebiete auf einen tödlichen Brandanschlag reagiert, bei dem Anfang Januar ein chilenisches Großgrundbesitzer-Ehepaar in der Araucanía ums Leben kam. Die Regierung kündigte an, das Anti-Terror-Gesetz aus der Diktaturzeit Pinochets gegen die Straftäter anzuwenden.

Die Indigenen präsentierten eine zehn Punkte umfassende Liste mit den Ergebnissen ihrer Debatten. Die Mapuche lehnen die militärische Besetzung der Zone ab und fordern einen Abzug der Polizeikräfte aus den indigenen Gemeinden, die Landrechtsstreitigkeiten mit Großgrundbesitzern und Unternehmern haben. Die indigenen Gemeinden würden jedoch den Dialog mit der chilenischen Regierung suchen. Außerdem missbilligen die Mapuche die Anwendung des Anti-Terror-Gesetzes und des Gesetzes zur Inneren Sicherheit.

Die Übergriffe des chilenischen Staates auf die indigenen Gemeinden erfolgten schon über mindestens 130 Jahre auf brutalste Art und Weise, sodass auf eine offizielle Entschuldigung seitens der chilenischen Behörden gepocht werde. Hinzukommend soll eine Entschädigung in Form von Geld und Land an die Mapuche durch den chilenischen Staat erfolgen. Die Indigenen möchten außerdem, dass eine Kommission gebildet wird, welche die bestehenden Verträge prüft. Sie erheben den Anspruch auf eine indigene Selbstverwaltung vom Fluss Bío Bío bis in den Süden Chiles. Als letzten Punkt fordern die Mapuche die Anerkennung als Volk in der chilenischen Verfassung.

Für kommenden Montag hat der chilenische Innenminister Andrés Chadwick die Mapuche zu einem runden Tisch eingeladen.

Es gab jedoch auch kritische Stimmen seitens der Mapuche gegenüber dem Treffen. Die Forderungen, die auf dem Gipfel verkündet wurden, hätten bereits zu Beginn festgestanden, bemängelte der junge Mapuche Danko Marimán von der indigenen Partei Wallmapuwen. Er forderte, dass die Organisatoren einen Dialog mit Studenten, Frauen, anderen indigenen Organisationen, den Mapuche aus den Städten, der chilenischen Gesellschaft oder beispielsweise der Mapuche-Partei erlaubt hätten. Marimán ist unter anderem nicht mit dem Selbstverwaltungsmodell einverstanden, welches Aucan Huilcamán propagiert. Es manövriere die Mapuche in ein "selbst erschaffenes Ghetto". Marimán plädiert für eine Selbstverwaltung, welche alle Einwohner des Territoriums einschließet - im Sinne eines plurinationalen Staates.