Kolumbien / Ecuador

Gefängnis statt Präsidentenpalast

Ecuador hält Haftbefehl gegen kolumbianischen Präsidentschaftskandidaten Santos aufrecht

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Gefängnis statt Präsidentenpalast
Santos (m.): Droht mit ihm Krieg?

Quito. Das ecuadorianische Bezirksgericht von Sucumbios im Norden des Landes hat den Haftbefehl gegen den kolumbianischen Präsidentschaftskandidaten Juan Manuel Santos Mitte dieser Woche bestätigt. Nach der Anklage wird dem rechtskonservativen Politiker mehrfacher Mord und Angriff gegen die innere Sicherheit Ecuadors vorgeworfen. Mit dem Haftbefehl wurde auch der Antrag auf Auslieferung Santos bestätigt.

Manuel Santos, Wunschnachfolger des amtierenden kolumbianischen Präsidenten Álvaro Uribe und Washingtons, war am 1. März 2008 als Verteidigungsminister Kolumbiens verantwortlich für die Bombardierung eines Lagers der Guerillaorganisation FARC im Grenzgebiet zu Kolumbien. Santos verantwortete auch den folgenden Vorstoß von kolumbianischen Militärs auf ecuadorianisches Staatsgebiet, um die Leichen zu bergen und - so wird vermutet - Überlebende zu exekutieren.

Bei dem Überfall starben 23 Personen, darunter vier mexikanische Studentinnen und ein Ecuadorianer.

Die international scharf kritisierte Militäraktion führte beide Länder an den Rand eines Krieges und zum Abbruch der diplomatischen Beziehungen, die bis dato noch nicht vollständig wiederhergestellt wurden.

Die bilateralen Beziehungen wurden erneut schwer beeinträchtigt, als Santos - nun Präsidentschaftskandidat der Regierungspartei -kürzlich in einer Fernsehdiskussion erklärte, er sei stolz darauf, den Befehl für diese Aktion gegeben zu haben. Auf Nachfrage schloss er nicht aus, derlei Aktionen auch in Zukunft auf venezolanisches oder ecuadorianisches Staatsgebiet zu befehlen. "Man muss die Terroristen dort bekämpfen, wo immer man sie antrifft", so Santos. Venezuela und Ecuador warten daraufhin vor der Kriegsgefahr durch einen Präsidenten Santos. Eine neuerliche Verletzung der Souveränität durch kolumbianisches Militär würden sie nicht hinnehmen.

Kolumbiens scheidender Präsident Uribe warf Venezuela und Ecuador daraufhin "Einmischung in die inneren Angelegenheiten" vor. In Kolumbien wird am 30. Mai ein neuer Präsident gewählt.


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