Venezuela / Wirtschaft

Großmärkte sollen sozialistisch werden

Regierung von Venezuela weitet Einfluss im Handel aus. Verstaatlichung von Exito wegen Preisspekulation eingeleitet

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Großmärkte sollen sozialistisch werden
Eine Exito-Filiale in Venezuela: bald wohl Teil von Comerso

Caracas. Die venezolanische Regierung hat am Dienstag mit der vorrübergehenden Übernahme des Handelsunternehmens Exito begonnen, berichten verschiedene Medien des Landes. Es wird beabsichtigt, die Großmarktkette zu verstaatlichen. Am Sonntag war die Maßnahme von Präsident Hugo Chávez angekündigt worden. Gegen die Handelskette lägen eindeutige Beweise der Preistreiberei vor, das Unternehmen verstoße fortwährend gegen venezolanische Gesetze, heißt es von Seiten der Regierung.

Die sechs Großmärkte von Exito in Venezuela sollen nun von der staatlichen Corporación de Mercados Socialistas (Comerso) übernommen werden. Das Handelsunternehmen Comerso war erst kurz vor Weihnachten aus der Taufe gehoben worden. Bisher betrieb die Regierung lediglich den Vertrieb von Lebensmitteln mit den subventionierten Märkten Mercal und PdVAL. Durch die Übernahme von Exito soll das Netz der sozialistischen Warenversorgung in Venezuela enger werden und die Abhängigkeit von dem privaten Handel weiter reduziert werden. Präsident Chávez forderte, dass zukünftig die lokalen Selbstverwaltungsstrukturen (Consejos Comunales) gemeinsam mit den Angestellten die Geschäfte von Comerso verwalten sollten.

Die sechs Exito-Großmärkte in Venezuela befinden sich bisher im Mehrheitsbesitz des französischen Konzerns Casino. Für die Namensrechte zahlt Exito Venezuela Gebühren an die kolumbianische Mutter von Exito, die ebenfalls Anteile besitzt. Casino betreibt des Weiteren 35 Supermärkte unter dem Namen Cada in Venezuela, die offenbar nicht von der jetzigen Verstaatlichung betroffen sind. Handelsminister Eduardo Samán schloss eine Ausweitung auf Cada jedoch nicht aus, denn auch dort habe man unzulässige Preisspekulation beobachtet. Eine Intervention sei jedoch derzeit nicht geplant.

Im Kampf gegen Spekulation und Inflation hat die Verbraucherschutzbehörde Indepabis am Montag weitere 150 Geschäfte vorrübergehend schließen lassen, denen ähnliche Vergehen vorgeworfen werden. Bereits in der vergangenen Woche waren hunderte Geschäfte kurzzeitig geschlossen worden. Damit sollte verhindert werden, dass die vorherige Anhebung des Wechselkurses direkt zu Preiserhöhungen führt, wodurch die hohe Inflation weiter angeheizt werden würde. Derzeit läuft eine große Kampagne von Indepabis, bei der die Bürger aufgerufen werden, Preistreiberei und Spekulation umgehend anzuzeigen.


Bildquelle: rnv.gov.ve