Venezuela

RCTV verdoppelt sich

Konflikt um Kabelsender in Venezuela vorerst beigelegt. Neuer Sender RCTV-Mundo geplant

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RCTV verdoppelt sich
CONATEL in Caracas: Die Telekommunikation vergesellschaften

Caracas. Der Konflikt zwischen dem privaten Fernsehkanal RCTV-International und der venezolanischen Aufsichtsbehörde Conatel ist vorerst beigelegt. Der Sender akzeptiert die Einstufung als nationaler Sender und wird damit wieder in das Kabelnetz des Landes eingespeist. Dies erklärte der Direktor des Senders, Marcel Granier, am gestrigen Mittwoch in Caracas. Granier betonte gleichzeitig, dass sich das Unternehmen nur "unter Protest" an die Mediengesetzgebung halten werde. Außerdem kündigte er an, sein Unternehmen werde einen neuen Kanal mit dem Titel RCTV-Mundo gründen, der als internationaler Sender eingestuft werden soll. Für die Conatel begrüßte deren Leiter Diosdado Cabello die Entscheidung und gratulierte dem Unternehmen zum neuen Kanal. Die Aufsichtsbehörde hatte die Verbreitung von RCTV-International im Januar blockiert, da nach der Gesetzeslage alle Sender, die mehr als 70 Prozent ihrer Inhalte in Venezuela selber produzieren, auch dem venezolanischen Gesetz über "Soziale Verantwortung in Radio und Fernsehen" unterliegen. RCTV-I hatte dagegen für sich in Anspruch genommen, ein internationaler Sender zu sein.

Konkret bedeutet dies, dass auch RCTV-I in Zukunft die Vorgaben für Jugendschutz befolgen muss und die Werbung für Alkohol, Zigaretten und Waffen beschränkt ist. Weiterhin sind "nationale Sender" verpflichtet, Bekanntmachungen der Regierung zu übertragen, die in Venezuela täglich bis zu 15 Minuten dauern können. Diese so genannten Cadenas (Kettenschaltungen) sind ein in Lateinamerika weit verbreiteter Kompromiss zwischen Medienunternehmen und Regierungen, die im Gegenzug auf den Aufbau öffentlich-rechtlicher Medien verzichteten. So übertragen in Brasilien alle 3000 Radiostationen täglich zwischen 19:00 und 20:00 eine Informationssendung der Regierung. Solange private Medienunternehmen und Regierungen gemeinsame Interessen verfolgten, etwa während der Militärdiktaturen, erregten diese Cadenas keinen Widerstand. Dies änderte sich erst, seitdem in Argentinien, Uruguay, Ecuador und Venezuela linke Regierungen mit den Interessen der wirtschaftlichen Eliten in Konflikt geraten: Nun gelten die Cadenas den privaten Medienbetreibern als ein Instrument zur Einschränkung ihrer Meinungsfreiheit.