Venezuela / Marokko

Marokko zieht sich zurück

Arabisches Land schließt Botschaft in Caracas auf Grund "wachsender Feindseligkeit". Venezuela unterstützt Kampf gegen marokkanische Besatzung Westsaharas

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Marokko zieht sich zurück
Die Fahne der Demokratischen Arabischen Republik Sahara

Rabat. Marokko wird in Kürze seine diplomatische Vertretung in Venezuela schließen und in die Dominikanische Republik verlagern. Dies kündigte das Außenministerium des nordafrikanischen Landes am Donnerstag an. Wie die marokkanische Nachrichtenagentur MAP berichtet, sei die Entscheidung als Reaktion auf die "wachsende Feindseligkeit" Venezuelas gegenüber der "territorialen Integrität des Königreiches" getroffen worden.

Marokko hält den Großteil der Westsahara besetzt; die venezolanische Regierung hingegen unterstützt den Unabhängigkeitskampf der westsaharischen "Frente Polisario". Für das königliche Außenministerium beteilige sich Venezuela damit "aktiv an den kriegerischen Kampagnen der Gegner der nationalen Einheit".

Hintergrund ist ein seit über 30 Jahren andauernder Konflikt. Im Jahr 1975 zog die Kolonialmacht Spanien ihre Truppen aus der Westsahara ab, woraufhin Marokko das Land besetzte und mit einer Besiedelung durch marokkanische Zivilisten begann. Seitdem kämpft die "Frente Polisario" für das Ende der völkerrechtswidrigen Besatzung und eine unabhängige "Demokratische Arabische Republik Sahara" (DARS), die sie 1976 in einem dünnen Landstrich der Westsahara ausrief. Ein Referendum, das Mitte der 70er Jahre über den Status des Landes bestimmen sollte, wird seitdem durch das marokkanische Königshaus verhindert.

Die diplomatischen Streitigkeiten zwischen Venezuela und Marokko können bereits auf eine mehrjährige Geschichte zurückblicken. Bereits im Jahr 1982 erkannte Venezuela wie heute etwa 80 weitere, vor allem afrikanische und lateinamerikanische Staaten die DARS offiziell an. Eine Botschaft des afrikanischen Landes wurde 1986 in Venezuela eröffnet. Seitdem Hugo Chávez 1998 zum Präsidenten gewählt wurde, wurde der Kampf der "Frente Polisario" dann offiziell unterstützt, was die Beziehungen mit Marokko belastete.

Nun erklärte die marokkanische Regierung, dass die Bemühungen, ein freundliches Verhältnis mit Venezuela zu erreichen, ein Ende haben. Auf Grund "kürzlicher Maßnahmen" zur Unterstützung der "pseudo-DARS" habe man beschlossen, die Botschaft zu verlegen. Der konkrete Anlass, der zu dieser Entscheidung führte, wird nicht genauer benannt.

Ein Möglicher Auslöser könnte mit den Aktivitäten des neuen venezolanischen Botschafters in Algerien, Héctor Mújica, zu tun haben. Mújica, der im Dezember 2008 zum Botschafter ernannt wurde, war kürzlich in eines der westsaharischen Flüchtlingslager in Algerien gereist. Dort war er mit dem Präsidenten der DARS und Generelsekretär der "Frente Polisario", Mohamed Abdelaziz, zusammengekommen, um sich als Botschafter zu akkreditieren. Bei dem Treffen bekräftigte der venezolanische Diplomat die Unterstützung seines Landes für "das Recht des westsaharischen Volkes auf Selbstbestimmung und die Gründung eines unabhängigen Staates".

Der venezolanische Botschafter in Marokko teilte unterdessen mit, dass die marokkanische Regierung die Botschaft bisher nicht wegen der Ereignisse kontaktiert habe.


Quellen: MAP, eluniversal.com, venezuelanalysis.com, el-nacional.com

Bildquelle: Western Sahara Project auf flickr.com (CC-Lizenz: by-nc-nd)

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