Kuba / Deutschland

Erfolgreiche Kuba-Tagung in Köln

30 Experten aus zehn Staaten: Organisatoren ziehen positives Resümee der sechsten Tagung "Lateinamerika im Fokus"

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Erfolgreiche Kuba-Tagung in Köln
Bei der Debatte: Harald Neuber, Angelina Rojas, Volker Skierka, Mirjam Gehrke, Michael Zeuske

Köln. Mehr als einhundert Studierende und Forscher haben nach Auskunft der Veranstalter an diesem Wochenende an der sechsten Fachtagung "Lateinamerika im Fokus" an der Universität zu Köln teilgenommen. Rund 30 Experten aus Kuba sowie Deutschland und acht weiteren Staaten haben vom 10. bis zum 13. Dezember Seminare angeboten und über die kubanische Revolution diskutiert. Der Lateinamerika-Kongress stand in diesem Jahr unter dem Motto "Kuba: 50 Jahre zwischen Revolution, Reform - und Stillstand?" Das Spektrum der Teilnehmer reichte von Regierungskritikern bis hin zu Vertretern aus Kuba.

Der provokante Titel war vor allem in der Abschlussveranstaltung am Sonntag Thema von Kontroversen. Die Diskussion wurde von der Journalistin der Deutschen Welle, Mirjam Gehrke, geleitet. Neben Mitveranstalter und Historik-Professor Michael Zeuske diskutierten mehrere Experten aus Europa und Kuba, unter ihnen amerika21-Redakteur und Korrespondent der Nachtichtenagentur Prensa Latina, Harald Neuber.

Ein zentrales Thema bei den politischen Debatten war die Frage nach notwendigen Reformen in Kuba. Natürlich gebe es Bedarf, die sozialen Probleme in Kuba zu lösen, sagte die kubanische Historikerin Angelina Rojas Blaquier, während Michael Zeuske auf das Wohnungsproblem verwies. "Einen Stillstand sehe ich dennoch nicht", so Neuber in der auf Spanisch geführten Debatte. Immerhin sei Kuba Mitglied der Bolivarischen Allianz für Amerika (ALBA) und unterhalte immer engere Wirtschaftskontakte mit Staaten Afrikas und Asiens. "Wir müssen uns von dem eurozentristischen Weltbild lösen, aus dem heraus gegenüber Havanna ein Gesellschaftswandel gefordert wird", sagte Neuber. Die Unterstützung in der UNO zeige, dass Kuba ein Entwicklungsmodell für die Staaten der sogenannten Dritten Welt ist.

Auch der Fidel-Castro-Biograph Volker Skierka vertrat kontroverse Thesen. Der ehemalige Redakteur der Süddeutschen Zeitung vertrat die Ansicht, dass der kubanische Sozialismus im Falle einer Aufhebung der US-Blockade zusammenbrechen würde. Auch führte Skierka die starke Rolle der Armee in Kuba als Beleg für den autoritären Charakter des Systems an. "Damit bin ich als Historiker überhaupt nicht einverstanden", konterte Zeuske. Die Armee in Kuba habe historisch gesehen stets eine positive Rolle gespielt, sagte der Historiker und Buchautor.

"Als Veranstalter sind wir sehr zufrieden mit der Resonanz auf diese größte Veranstaltung zum 50. Jahrestag der kubanische Revolution in Deutschland", sagte Mitorganisator Benjamin Haas: "Der Spagat zwischen der geschichtlichen Betrachtung der Revolution und den aktuellen Herausforderungen Kubas ist gelungen." Mit sechs Referenten aus Kuba konnte die Zukunft der Insel diskutiert werden.


Foto: lateinamerika-im-fokus.de