Kolumbien / Soziales

Negative Sozialentwicklung in Kolumbien

Sozialpolitik der Regierung Uribe in der Kritik

Bogotá. Nach einer Untersuchung der Nationalen Universität in Bogotá klafft die Schere zwischen Arm und Reich in Kolumbien immer weiter auseinander. Die Situation der armen Bevölkerung hat sich dramatisch verschlechtert. Gerade die Bevölkerungsteile mit niedrigen und mittleren Einkommen seien in den letzten Jahren in prekäre Beschäftigungsverhältnisse gedrückt worden, ihre Einkommen sind gesunken. Zu diesem Ergebnis kommt ein Bericht des Research Center for Development (CID). Vom Wirtschaftswachstum hat ausschließlich die ohnehin kleine Gruppe mit hohen Einkommen profitiert.

Als Folge sei der kolumbianische Gini-Koeffizient, mit dem die ungleiche Verteilung von Einkommen gemessen werde, auf 0.59 gefallen. Damit weise Kolumbien den schlechtesten Wert "dieser entehrenden Kategorie" in ganz Lateinamerika auf, wie der Leiter der Studie, Ricardo Bonilla, betonte. Die reichen 20 Prozent der Bevölkerung verfügten über 62 Prozent des gesamten Einkommens und seien damit verantwortlich für den wesentlichen Teil des landesweiten Konsums. Nur ein Drittel der Beschäftigten des Landes verfüge über Sozial- und Krankenversicherungen, 46 Prozent der Bevölkerung sind arm und 18 Prozent sehr arm. Die Untersuchung kommt zu dem Ergebnis, dass die soziale Situation sich - abgesehen von Bereich der Inflationskontrolle - in den vergangenen 10 Jahren nicht verbessert habe.

Damit unterscheidet sich die Entwicklung in Kolumbien, dessen Regierung eine streng neoliberale Wirtschaftspolitik verfolgt, dramatisch von vielen anderen Ländern auf dem Kontinent. Insbesondere die linken Regierungen in Bolivien, Ecuador und Venezuela nutzten den Aufschwung des vergangenen Jahre, um breit in soziale Maßnahmen zu investieren. In der Folge entwickelten sich die Indikatoren für die Sozialpolitik in diesen Ländern positiv. Selbst der IWF kam nicht umhin, die "antizyklische" Investitionspolitik der linken Regierungen zu loben.