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Schwedisch-US-amerikanischer Konzern hilft Putschisten

Telekommunikationsfirma Millicom beschäftigt in Honduras Mitglied der Todesschwadron und verfügt in Costa Rica über gute Beziehungen zum Präsidenten Óscar Arias

Tegucigalpa, San José. Der schwedisch-US-amerikanische Telekommunikationskonzern Millicom hilft dem honduranischen Putschistenregime von Roberto Michelletti bei der Unterdrückung der Proteste zur Wiederherstellung der verfassungsmäßigen Ordnung. Das berichtet Carlos Salazar in der costaricanischen Tageszeitung Nuestro País unter Berufung auf die honduranische Organisation "Feministas en Resistencia" (Feministinnen im Widerstand).

Laut dieser Quelle heißt der Honduras-Vertreter von Millicom Antonio Tavel Oetro und ist ein bekannter Antikubaner. Die "Feministas en Resistencia" bahaupten weiter, dass Otero und sein Unternehmen, das in Honduras unter der Bezeichnung TIGO operiert, den Befehlshabern von Armee und Polizei kostenlos dabei helfen, die Gegner des Putsches zu repressieren. Als Berater von Millicom fungiert der ehemalige Oberst der honduranischen Armee, Billy Joya Améndola. Der Soldat gehörte in den 1980er Jahren zu den Gründern der Todesschwadron "Bataillon 3-16". Seit dem Putsch vom 28. Juni, als die Armee den legitimen Präsidenten Manuel "Mel" Zelaya entführte und gewaltsam nach Costa Rica verbrachte, "ist Joya als Sicherheitsberater der Putschregierung und Stratege der Repression gegen das honduranische Volk tätig", stellen die Feministas en Resistencia fest.

Die Firma TIGO (Millicom Internacional Cellular S.A.) verfügt seit zwanzig Jahren über enge Beziehungen zum Präsidenten von Costa Rica, Óscar Arias. Das ist umso interessanter, da die USA das Staatsoberhaupt als Schlichter zwischen Micheletti und Zelaya vorgeschlagen haben. 2008 ist Millicom im Breitbandgeschäft in Zentralamerika tätig, nachdem sie die Firma Amnet für 510 Millionen US-Dollar übernommen hat. Letztere vertrieb Anschlüsse fürs Internet und Kabelfernsehen in Costa Rica, El Salvador und Honduras. In den beiden letztgenannten Ländern bot das Unternehmen auch Festnetz- und Handytelefonie an. Nach der Privatisierung des Telekommunikationsmarktes in Costa Rica vertreibt Millicom dort Breitband-Internet und Mobilfunk.

Die Präsenz des internationalen Telekommunikationsunternehmens in dem mittelamerikanischen Land ist mit einem Korruptionsskandal verbunden. 1995 musste es nach einem Urteil des Verfassungsgerichts Costa Rica verlassen, weil Millicom die Lizenzvergabe mit illegalen Mitteln herbeigeführt hatte. Die Richter stellten fest, dass die Lizenz nur mittels eines Gesetzes vergeben werden konnte, aber nicht per Präsidentendekret. Letzteres hatte niemand geringeres als Óscar Arias während seiner ersten Amtszeit (1986-1990) erlassen. Während jener Zeit wurde bekannt, wen Millicom geschmiert hatte, um trotz des Urteils weiter in Costa Rica zu operieren. 1996 verklagte das Unternehmen das Land auf 400 Millionen US-Dollar Schadenersatz. 2005 zog sich der Konzern endgültig zurück, um dann drei Jahre später über den Kauf von Amnet wieder zurückzukehren.