Amerikas

Kolumbien: Gewerkschaftspräsident ermordet

Dieses Jahr bereits 38 Morde an GewerkschafterInnen. Human Rights Watch beklagt fehlende juristische Aufklärung

Bogotá. Mit dem Mord an José Omar Galeano Martínez, Präsident der Gewerkschaft der Lottoarbeiter (FECOLOC) am 24. August in der Stadt Buga sind in diesem Jahr in Kolumbien bereits 38 GewerkschafterInnen ermordet worden, davon 34 Männer, vier Frauen. Das berichtet die Nationale Gewerkschaftsschule ENS.

Die Zahl belege einen beunruhigenden Anstieg der Morde, denn in nur acht Monaten des aktuellen Jahres seien es schon fast so viele Morde, wie 2007 im ganzen Jahr registriert wurden. Damals waren es 39 Fälle. Dieses Jahr ist auch die Anzahl der ermordeten führenden GewerkschafterInnen höher: Waren es 2007 zehn, sind es dieses Jahr schon 15.

Auch die zentrale Arbeitervereinigung Kolumbiens, die knapp 600 Gewerkschaften des Landes umfasst, sowie Nichtregierungsorganisationen hatten sich kürzlich zum Thema geäußert und darauf hingewiesen, dass die Todesfälle in der Berichterstattung von den Nachrichten des Krieges gegen die Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens FARC (Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia) überlagert würden. Viele Morde würden zudem kaum wahrgenommen, weil sie in kleinen Orten und ländlichen Gegenden stattfänden.

Die Mordfälle, denen meist eine Serie von Einschüchterungsversuchen seitens der Nationalpolizei oder illegaler bewaffneter Gruppen vorausgeht, treten nun auch vermehrt unter linken AktivistInnen der Opposition, Vorsitzenden ländlicher Gemeinden und BauernführerInnen auf. Sie werden oftmals beschuldigt, Beziehungen zur Guerilla zu unterhalten und werden von der Polizei in der Regel ohne Haftbefehl festgenommen.

Angesichts der Vorkommnisse hat die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch, nach deren Schätzung in Kolumbien zwischen 1986 und 2008 etwa 2500 GewerkschafterInnen umgebracht wurden, dem republikanischen Anwärter auf die US-Präsidentschaft, John McCain, in einem offenen Brief darauf hingewiesen, dass die kolumbianische Regierung ein verzerrtes Bild der Menschenrechtslage im Land wiedergebe.

Human Rights Watch gibt an, dass in den letzten 22 Jahren 98% der Fälle ohne juristische Aufklärung blieben. Des Weiteren äußerte sich die Organisationen zum Freihandelsabkommen zwischen den USA und Kolumbien. Washington "sollte den dauerhaften zollfreien Verkehr von Waren nicht zulassen, die in vielen Fällen von ArbeiterInnen produziert wurden, welche von ihren Rechten keinen Gebrauch machen können ohne Angst haben zu müssen, ermordet zu werden".


Quelle: Comcosur/adital/poonal