Kolumbien

Neuer Kontakt zur FARC

Unterhändler der Regierung Uribe sagt, man habe Verbindung zum neuen Kommandanten der linken Guerilla

Bogotá. Carlos Lozano, Führungsmitglied der Kommunistischen Partei Kolumbiens (PCC) und Chefredakteur des Wochenmagazins "Voz" (Stimme), bestätigte am Sonntag im Interview mit dem Radiosender Caracol, dass es Kontakte zum neuen Obersten Befehlshaber der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC), Alfonso Cano, gibt. Der kommunistische Politiker erhielt zusammen mit dem Minister a.D. Álvaro Leyva von Präsident Álvaro Uribe den Auftrag, mit der linken Guerilla Verhandlungen über einen Gefangenenaustausch aufzunehmen.

In dem Hörfunkinterview führte Lozano aus, dass man über verschiedene Wege den ersten Kontakt zur FARC-Spitze hergestellt habe. Die Verbindung war Anfang März abgerissen, nachdem die kolumbianische und US-amerikanische Armee den FARC-Kommandanten Raúl Reyes auf ecuadorianischem Gebiet in einer gemeinsamen Operation ermordet hatten. Am 25. Mai gab die Guerilla auch den Tod ihres legendären Anführers Manuel Marulanda bekannt. Er war zwei Monate zuvor an einem Herzinfarkt verstorben. Seinen Posten hat Alfonso Cano übernommen, der mit bürgerlichem Namen Guillermo León Saenz heißen soll. "Sobald wir von Manuel Marulandas Tod wussten, kamen wir darüber ein, dass es angebracht sei, uns auf den neuen Chef auszurichten", sagte Lozano und fügte hinzu: "Ich kann sagen, dass sich alles gut entwickelt."

Das Vorgehen sei mit den befreundeten Staaten Spanien, Frankreich und der Schweiz abgestimmt gewesen, fuhr der Unterhändler fort. Uribe hatte die drei europäischen Regierungen mit in den Verhandlungsprozess eingebunden, um die Erfolge des Vermittlerduos, das Venezuelas Präsident Hugo Chávez und die kolumbianische Senatorin Piedad Córdoba bildeten, zu unterlaufen. Obwohl Kolumbiens Präsident den beiden das Verhandlungsmandat entzog, setzt sich Lozano dafür ein, die Hilfe des Duos weiterhin zu berücksichtigen.

In seiner sonntäglichen Fernsehsendung "Aló Presidente" wandte sich Chávez direkt an den FARC-Kommandanten Cano: "Es ist die Stunde gekommen, dass die FARC alle freilässt, die sie in den Bergen festhält. Das wäre eine grosse Geste, ohne etwas dafür zu erhalten." Für Venezuelas Präsidenten könnte das ein erster Schritt für einen Friedensprozess in Kolumbien unter internationaler Beteiligung sein. Als Vorbild nannte er die Beilegung des Bürgerkriegs in Guatemala.

Die FARC sind bereit, über die Freilassung von 40 Personen zu verhandeln, die sie in ihrer Gewalt haben. Darunter befinden sich auch die ehemalige Präsidentschaftskandidatin Ingrid Betancourt und drei US-Bürger. Im Gegenzug sollen 500 FARC-Angehörige freikommen. Drei davon befinden sich in US-Gefängnissen.