Amerikas

Lateinamerika lobt Chávez

Ehrwürdig, ruhig und elegant: Präsident habe "demokratische Haltung" bewiesen. Chávez: "falschen strategischen Moment gewählt."

Caracas. Staatsoberhäupter verschiedener südamerikanischer Staaten haben dem venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez am Montag für seine "demokratische Haltung" gratuliert, die er durch seine Reaktion auf das Scheitern des Verfassungsreferendums am Sonntag bewiesen habe. Viele zollten ihm Anerkennung dafür, dass er seine Niederlage anerkannt habe.

Währenddessen übernahm Chávez die volle Verantwortung. Als Zeitpunkt für die vorgeschlagenen Veränderungen habe er den "falschen strategische Moment" gewählt, sagte er dem staatlichen Fernsehen in einem Telefonat. "Wir haben nur eine Möglichkeit verloren, das Regierungsprojekt wird jedoch weitergehen.", sagte Chávez. "Wir haben das Richtige getan. Wir haben alles dafür getan, dass es anerkannt wird, aber wir haben nichts verloren. Wir haben an Erfahrung und Kultur gewonnen." Viele seiner Unterstützer seien möglicherweise noch nicht bereit für ein "offen sozialistisches Projekt". Er betonte jedoch, es sei keine entscheidende Niederlage.

Reaktionen auf die Ergebnisse des sonntäglichen Referendums kamen am Montag aus verschiedenen Ländern der Region. Der argentinische Präsident Néstor Kirchner nannte Chávez einen "großen Demokraten" und wünschte sich, dass Politiker in Argentinien demokratischen Entscheidungen ähnliche Anerkennung geben würden. "Wenn das nur in Argentinien so passieren könnte. Hier haben wir einen Kandidaten, der bei 23 Prozentpunkte Rückstand behauptet wir hätten betrogen.", sagte Kirchner am Montag.

Boliviens Präsident Evo Morales lobte Chávez. Er habe "seine Gedanken, Gefühle und Ideen der Entscheidung der Bevölkerung unterordnet. Das ist Demokratie." Auch der paraguayanische Präsident Nicanor Duarte lobte den venezolanischen Präsidenten. Seine Haltung beweise, "dass er ein großer Demokrat ist. Es begräbt den Eindruck er sei ein Autokrat".

Cubas Staatsoberhaupt Fidel Castro betonte, Chávez‘ Akzeptanz der Ergebnisse sei "ehrwürdig und angemessen" gewesen. Der kubanische Außenminister Felipe Perez Roque erinnerte die Journalisten daran, dass "das einzige was mit knapper Mehrheit abgelehnt wurde, ist ein Reformprojekt. Chávez ist und bleibt bis 2013 gewählter Präsident."

Selbst der peruanische Präsident Alan García, mit dem Chávez in der Vergangenheit seine Kontroversen hatte, sagte, dass Präsident Chávez gezeigt habe, "dass er ein Staatsoberhaupt ist, der weiß, wie man seiner Bevölkerung zuhört und weiß wie man die Ergebnisse zu akzeptieren hat."

Aus Brasilien waren unterschiedliche Reaktionen zu vernehmen: Während die brasilianische Regierung Chávez für seine "ruhige und elegante" Anerkennung der Ergebnisse lobte, feierte die Opposition die Niederlage des Reformvorschlags. "Die Niederlage von Chávez wird die Leute zum Nachdenken bringen, die tollpatschig eine Wiederwahl von Lula fordern.", sagte der brasilianische Oppositionsführer Onyz Lorenzoni.

Die Opposition sowohl in Bolivien als auch in Nikaragua sah das Scheitern des Reformvorschlages als einen politischen Sieg in ihrem eigenen Land an. Die Opposition zu Nikaraguas Präsident Daniel Ortega nahm die Niederlage zum Anlass, Ortega aufzufordern seinen Vorschlag über die kontrovers diskutieren Nachbarschaftsorganisationen zu überdenken. "Dies ist eine Lehre, die Präsident Ortega sich zu Gemüte führen sollte," sagte der rechtsgerichtete ehemalige Präsidentschaftskandidat Eduardo Montealegre. Der außenpolitische Berater Ortegas, Miguel D’Escoto, sah jedoch das Scheitern des Referendums nicht als Niederlage an. "Ich hätte mich natürlich sehr gefreut wenn der Vorschlag in Venezuela angenommen worden wäre, aber wir schreiten weiter voran und es hat mich sehr glücklich gemacht, als Chávez sagte, er gibt nicht auf und er wird seinen Vorschlag wieder bringen," sagte Miguel D’Escoto.

Von Kolumbiens Präsidenten Álvaro Uribe gab es keine offizielle Reaktion. Seit dem Entzug des Vermittlungsmandates im kolumbianischen Bürgerkrieg hat Chávez die Beziehungen zwischen beiden Staaten auf Eis gelegt. Die kolumbianische Senatorin Lucía Ramírez drückte jedoch ihre Besorgnis über die Tatsache aus, dass Chávez "betonte, dies sei nur im jetzigen Moment eine Niederlage."

Trotz der angespannten Lage in den Beziehungen zwischen Venezuela und Spanien, sagte Außenminister Miguel Ángel Moratinos, dass die Akzeptanz der freien Meinungsäußerung des Volkes durch alle Seiten "das Funktionieren des demokratischen Systems aufzeigt." US-Präsident Bush sagte in einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz, die Venezolaner hätten die "Ein-Personen-Herrschaft" abgelehnt. "Sie haben für die Demokratie gestimmt".


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