Nicht gegen Juden, sondern gegen Krieg

Vertreter der jüdischen Gemeinschaft waren im August 2008 bei Venezuelas Präsident zu Gast. Chávez sicherte zu, den Antisemitismus in Lateinamerika zu bekämpfen

Nach den Anschlägen auf die Tiferet Israel Synagoge im Stadtteil Maripérez der Hautpstadt Caracas Ende Januar haben Regierungsgegner dem Präsidenten Hugo Chávez, den staatlichen Medien und der venezolanischen Bevölkerung vorgeworfen, "den Antisemitismus zu fördern" und schuld an dem Angriff auf die Synagoge zu sein.

Diese Anschuldigungen verwundern. Die humanistische Regierung von Hugo Chávez ist als letzte daran interessiert, Angriffe auf unschuldige Menschen zu verüben, egal welche Religion, Ethnie oder Ideologie sie besitzen. Chávez hat wiederholt die Gewalt als Mittel verurteilt. In der Vergangenheit haben zwar kleine Gruppen von Anhängern - oder angeblichen Anhängern - der Regierung vereinzelt den Fehler gemacht, gewaltsame Übergriffe zu begehen, doch die übergroße Mehrheit der Regierungsanhänger hat ihre Gewaltfreiheit in zugespitzten Situationen unter Beweis gestellt. Zum Beispiel bei der Ölsabotage im Dezember 2002 und dem Staatsstreich im April des selben Jahres oder den immer wieder stattfindenden gewaltsamen Protesten von oppositionellen Gruppen.

Präsident Chávez hat immer betont, dass er nicht das jürische Volk, sondern den israelischen Staat für die Mordpolitik verurteilt hat, die in Gaza ein Massaker mit mehr als 1300 Toten angerichtet hat. Er hätte die selbe Haltung eingenommen, wenn es beispielsweise der Staat Schweden oder Indonesien gewesen wäre, der einen Massenmord an unschuldigen Menschen durchgeführt hätte. Deshalb wäre Chávez nicht der Schweden- oder Indonesierfeindlichkeit bezichtigt worden.

Chávez und die jüdische Gemeinschaft

Lange vor dem israelischen Angriff auf den Gazastreifen hat sich Präsident Chávez mit Vertretern der nationalen und internationalen jüdischen Gemeinschaft getroffen. Im vergangenen August kam er mit dem Präsidenten des Jüdischen Weltkongresses, Ronald S. Lauder, dem Chef des Jüdischen Lateinamerikanischen Kongresses, Jack Terpins, und dem Sekretär des Kongresses, Saúl Gilvich zusammen. Auf dessen Homepage heißt es: "Während des Treffens, das in einem herzlichen und offenen Klima verlief, verpflichtete sich Präsident Chávez mit der argentinischen Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner und dem Präsidenten Brasiliens, Luiz Inácio Lula da Silva, zusammenzuarbeiten, um jede Form des Antisemitismus und der Diskriminierung in Lateinamerika zu bekämpfen".

Sorgen werden ernst genommen

Nach dem Treffen sagte der Schatzmeister des Jüdischen Weltkongresses, Eduardo Elsztain, in einem Interview mit dem argentinischen Radiosender Radio Jai: "Das Treffen war besser, als wir erwartet haben. Es wurden die Punkte, die uns Sorgen bereiten, auf den Tisch gelegt, und er hörte jedem der Teilnehmer zu. Die Tatsache, die Sorgen der internationalen Gemeinschaft entgegenzunehmen, ist beachtenswert".

Auch wenn der Iran nicht Teil der behandelten Themen war, sprach Chávez über seine Beziehungen mit Ahmadinedschad und unterstrich, dass er mit der Leugnung des Holocaust sowie den Thesen vom Verschwinden des Staates Israel nicht einverstanden ist.

Auch wenn einige der Meinung sind, dieses Treffen habe Chávez dazu gedient, seine Weste vom Eindruck des Antisemitismus zu säubern, unterstrich Elsztain, dass es sich nicht um ein politisches Treffen gehandelt habe, sondern der Jüdische Weltkongress das Ziel verfolge, die jüdische Gemeinde vor Ort zu stärken. "Ich glaube, wenn seine Einstellung antisemitisch wäre, hätte es nicht so ein hochrangiges Treffen gegeben", sagte er gegenüber Radio Jai. Chávez habe "sich verpflichtet, diesen Dialog ebenso fortzusetzen wie mit Cristina Fernández und Lula", damit der Mercosur eine vom Antisemtismus freie Region werde, fügte er hinzu.


Die Originalübersetzung der venezolanischen Botschaft finden Sie in den aktuellen "Venezuela-Nachrichten" [pdf]. Der umfangreichere Quellartikel des staatlichen Radio Mundial YVKE befindet sich hier.