Klima in Lateinamerika und der Karibik im Teufelskreis

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Die WMO ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen
Die WMO ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen

Havanna. Laut einem neuen Bericht der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) werden extreme Wetter- und Klimaschocks in Lateinamerika und der Karibik künftig noch weiter zunehmen. Der Bericht "State of the Climate in Latin America and the Caribbean 2022" wurde während einer internationalen Tagung über Umwelt und Entwicklung veröffentlicht, die in der kubanischen Hauptstadt Havanna stattfand.

Lateinamerika und die Karibik zählen zu den Regionen, die am meisten vom Klimawandel betroffen sind, obwohl sie nur in geringem Maße Verursacher sind.

WMO-Generalsekretär Prof. Petteri Taalas führte in Havanna aus: "Tropische Wirbelstürme, starke Niederschläge und Überschwemmungen sowie schwere mehrjährige Dürren führten im Jahr 2022 zu Todesfällen und wirtschaftlichen Schäden in Milliardenhöhe. Der zunehmende Anstieg des Meeresspiegels und die Erwärmung der Ozeane stellen zunehmende Risiken für die Lebensgrundlagen, Ökosysteme und Volkswirtschaften an den Küsten dar." Die Ergebnisse des Berichts verweisen auf die Bedeutung nationaler meteorologischer und hydrologischer Dienste und regionaler Klimazentren für die Bereitstellung besserer Unterstützung von Anpassungsmaßnahmen und Minderung der Folgen von Klimakrisen.

Der Bericht zeigt, "wie der Klimawandel einen Teufelskreis von Ereignissen auslöst, mit dramatischen Auswirkungen auf Länder und lokale Gemeinschaften". So führte beispielsweise eine anhaltende Dürre in weiten Teilen Südamerikas zu einem Rückgang der Energieproduktion durch Wasserkraft. Dies resultierte in einem Anstieg der Nachfrage nach fossilen Brennstoffen, obwohl die Region über großes ungenutztes Potenzial für erneuerbare Energien verfügt. Extreme Hitze in Verbindung mit trockenen Böden begünstigte im Hochsommer 2022 Waldbrände in höchstem Ausmaß. Dies wiederum führte zu einem Anstieg der Kohlendioxidemissionen auf den höchsten Stand seit 20 Jahren und damit zu noch höheren Temperaturen.

Die Gletscherschmelze hat sich verschlimmert und bedroht die Ökosysteme und die künftige Wassersicherheit von Millionen Menschen. Im Sommer 2022 kam es in den zentralen Andengletschern zu einem nahezu vollständigen Verlust der Schneedecke, wobei schmutzige und dunkle Gletscher mehr Sonnenstrahlung absorbierten, was wiederum deren Abschmelzen beschleunigte. Der globale langfristige Erwärmungstrend und der Anstieg des Meeresspiegels beschleunigen sich in Lateinamerika und der Karibik besonders deutlich.

Zugleich haben die Länder dieser Region den höchsten Anteil moderner erneuerbarer Energien am gesamten Endenergieverbrauch, vor allem aufgrund ihres Wasserkraftpotenzials. Jedoch sind auch die Solar- und Windressourcen der Region enorm, die im Jahr 2020 nur 16 Prozent der gesamten erneuerbaren Energieerzeugung ausmachten. Lateinamerika und die Karibik spielen eine entscheidende Rolle bei der Produktion von Nahrungsmitteln und Ökosystemleistungen, die nicht nur der Region selbst, sondern dem gesamten Planeten zugute kommen.